Dienstag, 30. Dezember 2008

Wie viel Energie verbraucht ein Triathlonolympiasieger?











Nach Heiligabend folgten vier arbeitnehmerfreundliche „Weihnachtsfeiertage“. Jetzt steht der Jahreswechsel bevor. Nach zwei Arbeitstagen folgen wiederum fünf arbeitsfreie Tage. Der halbe „Freiertage-Marathon“ ist sozusagen geschafft. Es begann Heiligabend mit dem obligatorischen Putenbraten. Vier Kilogramm wog der tote Vogel. Bei dem Gewicht war fliegen wohl nicht mehr möglich. So landet man dann schließlich in den Backofen. Aufzuteilen war das Tier auf drei Erwachsene und zwei Kleinkinder. Zum Glück über mehrere Tage verteilt, aber trotzdem. Nach soviel Herzhaftem braucht man dann etwas Süßes. Gab es auch wieder reichlich. Ich frage mich, ob da nicht ein Mengenrabatt drin gewesen wäre. Aber vielleicht ist der auch in Naturalien ausgegeben worden? Zusätzlich habe ich noch einen „Original Dresdener Weihnachtsstollen“ (1.000 Gramm) geschenkt bekommen. Schmeckt saumäßig lecker. Ist auch fast schon weg. Schock dazu gab es bei einer abendlichen Quizsendung. Da wurde gefragt, wie viele Kalorien der Triathlet Jan Frodeno bei seinem Olympiasieg verbraucht hat. Zur Auswahl stand ein Hamburger-Menü, ein Weihnachtsbraten, vier Maß Bier und ein Weihnachtsstollen (1.000 Gramm). Ich hatte auf das Bier getippt und lag damit richtig. Das waren nämlich 1.6000 Kcal. Kein Wunder das ich so was weiß, ich bin ja Ausdauersportler. Der Schock kam bei der Bekanntgabe des Weihnachtsstollenwertes: 4.200 Kcal. Ich wäre fast aus meinem Sessel gefallen, wenn ich mich nicht gerade so schwer gefühlt hätte. Mir hätte in den letzten Tagen auch nicht ein täglicher Triathlon zum Kalorienausgleich geholfen. Aber immerhin war ich auch dreimal laufen. Heiligabend, am 1. Weihnachtsfeiertag und auch Sonntag, jeweils in der Früh, kurz vor Sonnenaufgang. Ist das klirrend kalt. Muss ich mal so sagen, schließlich kann ich mich weder über Regen, Wind oder Hitze beschweren.

Morgen ist Silvesterlauf. Leider wird die Disziplin „rollen“ nicht angeboten. So nehme ich traditionell über 5 Km (laufen) teil. So ist das Jahr fast zu Ende. Mir fehlen noch etwa 100 Km, um den Kilometerstand von 2007 zu erreichen. Das werde ich wohl nicht mehr ganz schaffen, denn ich will mich morgen wohl noch gründlich warm laufen. Aber das Auslaufen soll knapp gehalten werden, jedenfalls keine 100 Km mehr.

Dann Prost Neujahr!

Dienstag, 23. Dezember 2008

F(rest) des Friedens




Die Wade hat gehalten, gestern bei einem kleinen Laufexperiment durch den „Katzenbusch“.. Das ist doch schon mal eine schönes Weihnachtsgeschenk. Fast 10 Grad warm und sonnig. Verrücktes Wetter. Ein kleines Spiel habe ich gemacht. Ich habe die Stoppuhr in Gang gesetzt und dann keine Zwischenzeiten mehr abgelesen. Nach dem Einlaufen und nachdem ich sehen konnte wie es lief, habe ich meine Zeit geschätzt, die ich für die 8 Km brauchen würde. Ich habe mich dann auf 54 Minuten festgelegt. Geworden sind es dann 53:14 Minuten. Das spricht doch für eine Menge Zeitgefühl beim Laufen. Oder?

„Frest des Friedens“ war ein echter Versprecher, der mir gestern unterlaufen ist. Das kommt davon, wenn man mit einem Schalker „Freundlichkeiten“ zu Weihnachten austauscht. Ansonsten leuchtet es an jeder Ecke auf „Teufel komm heraus“. An Weihnachten geht kein Weg vorbei.

Also: Ein schönes Fest!

Montag, 22. Dezember 2008

Steigerung


Das einigste was sich derzeit steigern lässt ist wohl mein Gewicht. 72,9 Kg heute morgen. Damit nähere ich mich meinem Jahreshöchststand. Und da stehen die Weihnachtsfeiertage noch bevor. Diese Gewichtssteigerung kostet im Gegensatz zur Verbesserung von Laufergebnissen keinerlei Anstrengung. Das ist bitter oder besser gesagt ziemlich süß. Also: bitte etwas mehr Disziplin.

Wenigstens ist meine Wade wieder in Ordnung und ich werde nach fünftägiger Laufpause wieder vorsichtig loslegen können.

Freitag, 19. Dezember 2008

Kalt, nass, dunkel!


Es ist wirklich nicht leicht im Dezember sein Laufprogramm durchzuziehen. Ok, jetzt scheint ausnahmsweise mal die Sonne. Aber ansonsten ist es meistens scheußlich. In der Woche laufe ich dienstags und donnerstags abends im Hohenhorster Stadion in Recklinghausen auf der Kunststoffbahn. Die Stadt hat dann die beleuchtete Bahn für Freizeitläufer freigegeben. Das ist mal ein lobenswerter Service. An das Runden laufen muss man sich erst gewöhnen. Gestern Abend waren es 25 Runden, also 10 Km. Das ist nicht gerade abwechslungsreich. In diesem Jahr steht noch der Silvesterlauf an. Ob das wirklich klappt wird man sehen. Ich habe ein paar Probleme mit der Wade und kann nur gleichmäßig langsam laufen. Wäre schön wenn es noch klappt. Vor 20 Jahren habe ich meinen ersten Silvesterlauf gemacht. Vor ewigen Zeiten. Eine gute Zeit ist derzeit aber nicht möglich.

Dienstag, 2. Dezember 2008

Noch 231,700 Km!











Noch 231,700 Km. Das ist die Zwischenbilanz nach Ablauf des Monats Dezember und meint die Distanz die in diesem Jahr von mir noch gelaufen werden müsste, um die Gesamtkilometerleistung von 2007 zu erreichen. Das waren damals 2269,050 Km. Jetzt im Oktober und November waren es 132 und 162 Km. Das dürfte also schwer werden mit den 231,700 Km für Dezember. Abgerechnet wird nach dem 31.12.! Das ist ja nicht mehr lang. Es hängt auch vom Wetter ab, was gelaufen werden kann. Aber natürlich nicht nur davon. Laufen muss ich das ja auch noch alles. Der November hatte ein breites Wetterspektrum. Erst bunt, dann weiß und zuletzt grau. Der letzte Novembertag am Sonntag – zugleich der 1. Advent - war sehr grau und sehr nass. Die Luft war zum Schneiden und hing wie eine Glocke über die Stadt. „Laufen“ war eine echte Herausforderung.

Dienstag, 28. Oktober 2008

Herbstlauf

















Der Waldboden wird von einem braun leuchtenden Blätterteppich gesäumt. Das verbleibende Blätterdach auf den Bäumen schimmert in bunten Farben. Die Luft ist klar und frisch und noch nicht zu kühl. Die tief stehende Sonne blinzelt zwischen den Bäumen hindurch. Kaum noch Leute unterwegs. Doch, da kommt „unser“ Sicherheitsingenieur mit einer sehr rothaarigen Begleitung und Hund. Die „Rothaarige“ ist kein Geheimnis. Und da ich alleine durch den Wald rausche, gibt es kein „Sicherheitsproblem“. Ich setze diesen wunderschönen Lauf durch die Herbstlandschaft fort, als könnte ich nicht genug kriegen. Auch der kurze heftige Anstieg zum Feuerwachturm (47 Höhenmeter auf einer Strecke von 700 m) macht mir heute nichts. Macht Laufen glücklich? Gelegentlich macht es jedenfalls tierisch viel Spaß.

Die Bilder entstammen einem Spaziergang auf dieser Strecke, bei nicht ganz so gutem Wetter..

Dienstag, 14. Oktober 2008

42,195 Kilometer um den See, der für einen Marathon eigentlich zu klein ist




Als ich mich in letzter Minute in die Schar der Marathonis einreihe, kann ich eigentlich froh sein. Doch über das, was sich in den 14 Tagen davor alles an Zweifel angesammelt hatte, mache ich mir keine Gedanken mehr. Jetzt gilt die Konzentration einfach nur noch dem was kommt: dass es gleich losgeht, dass ich das richtige Tempo finde und wie es mir wohl ergehen wird. Dabei müsste ich wirklich froh sein, dass ich überhaupt am Start bin.

Vor gut 14 Tagen galt es noch den langen Lauf durchzuführen: 32 Km. Der Lauf auf den Freitag vorgezogen, denn am Sonntag gab’s noch mal Fußball in Dortmund von der Südtribüne. Der Lauf war ok. Herrliches Herbstwetter. Natürlich trotzdem anstrengend, bei einer Laufzeit von etwa 3:38 Stunden. Hinterher gab es ein Problem. Die Füße taten ungewöhnlich weh. Am rechten Mittelzeh gab es einen Bluterguss unter dem Nagel. So was gibt es beim Laufen. Der Schuh hatte wohl nicht optimal gesessen. Vielleicht etwas zu locker. Den dunklen Nagel habe ich heute noch. Aber ein Problem war das eigentlich zu keiner Zeit. Eine Woche vor dem Marathonstart nochmals 19 Km. Regen und starker Wind. Nach 2 Stunden hatte ich das Gefühl, dass die Beine nicht zu mir gehören. Fühlten sich an wie Fremdkörper. Die Angst mich zu erkälten war groß. Aber es schien wohl gut gegangen zu sein. Doch 3 Tage später dann Halsschmerzen, Hustenreiz und ein schlappes Gefühl. Ob es die Auswirkungen des Regenlaufes war weiß ich nicht. Diese leichten Anzeichen einer Erkältung sind normalerweise auch kein Problem. Es sei denn man will gerade einen Marathon laufen. Am Mittwoch war die Sache für mich gegessen. „Das war’s“, dachte ich mir. Keine Hoffnung mehr. Da war es auch kein Trost, dass ich noch nicht angemeldet war, das Startgeld noch nicht investiert hatte. Aber 3 Monate hatte ich richtig hart trainiert. Trainingseinheiten durchgezogen, Kilometer abgespult, alles gnadenlos diszipliniert durchgehalten. Was zählt da schon ein eingespartes Startgeld.

Doch ich hatte Glück. Die Erkältung kündigte sich drohend an. Aber bereits ein Tag später war deutliche Besserung spürbar. Stunde um Stunde wurde es besser. Auch meine Stimmung stieg wieder an. Und am Freitag war klar: Morgen fahre ich noch Essen. Da mache ich es fest. Dann die letzte halbe Stunde im Büro, am frühen Freitagnachmittag. Es wird Zeit zum Ende zu kommen. Da noch ein Anruf. Den schaffe ich auch noch. Jetzt die Sachen packen und ... Ich stoße mit dem linken Oberschenkel heftig an die Kante meines Schreibtisches. Auweia, dass war heftig. Erst die Schmerzen, dann der Schock und die Panik sich möglicherweise verletzt zu haben. Aber nach einem Augenblick geht es schon wieder. Ich fahre direkt von der Arbeit in den Wald, um wie geplant eine letzte leichte Trainingseinheit durchzuführen. Die vorherige Karambolage mit dem Schreibtisch macht zunächst keine großen Probleme. Ich spüre zwar „etwas“. Aber es geht. Als ich zuhause zur Ruhe komme setzten im Oberschenkel wieder die Schmerzen ein. Nicht unerträglich, aber auch so, dass ich sie nicht ignorieren kann. Schnell eine Sportsalbe aufgetragen und die Hoffnung, dass die Nachtruhe es richten wird. Doch die Schmerzen sind latend vorhanden. Manchmal ziehen sie sich merkwürdigerweise bis ins Knie.

Samstagmorgen nach dem Aufstehen erste Beruhigung. Kaum Schmerzen. Ein ganz klein wenig. Doch ob damit ein Marathon zu machen ist?

Mittags jedenfalls fahre ich mit dem Nahverkehr nach Essen. Die Lehre daraus: Am Sonntag fahre ich mit dem Auto. Die Nachmeldung geht problemlos. Am See ist großer Rummel. Weniger durch die 700 Walker, die sich auf eine kleine Runde um den See auf den Weg gemacht haben. Vielmehr hat das herrliche Herbstwetter tausende von Ausflüglern angezogen. Wie soll da eine Laufveranstaltung reibungslos funktionieren? Meine Hoffnung: es ist die 46 Marathonveranstltung um den Baldeneysee. Die werden wissen was sie tun.

Jetzt stehe ich also am Start. Es geht mir gut. Keine Erkältung. Keine Probleme mit dem Oberschenkel. Es kann losgehen. Einige Meter vor mir 2 Zugläufer für die Zielzeit 4:45 Stunden. Das ist meine Zielvorstellung. Darauf hin habe ich trainiert. Für mich überraschend: für den Zeitbereich war nichts angekündigt. Egal. Das ist doch eine Chance sich da einzuklinken. In der Gruppe mitlaufen. Mal sehen wie das geht.

Wir zählen obligatorisch gemeinsam die letzten 10 Sekunden runter und es kann losgehen. 2.200 Läufer waren über die Zeitung angekündigt. 1.900 machten sich immerhin jetzt auf dem Weg. Ich achte erstmal darauf gut wegzukommen. Es geht auch alles recht flüssig. Die Straße im Startbereich ist breit genug und lässt Platz. Den ersten Kilometer laufe ich in 6:45 Minuten. Eine Punktlandung. Ich bin automatisch bei den 4:45 Stunden-Läufern angekommen. Halte mich am Ende dieser kleinen überschaubaren Gruppe mit den beiden Zugläufern, die Luftballons, die an den T-Shirts befestigt sind, hinter sich herziehen. Ich laufe ein, zwei Schritte hinterher. Etwas Abstand, damit ich niemanden in die Hacken laufe. Ich bin es gewohnt alleine unterwegs zu sein. Das Laufen in der Gruppe hat einen großen Vorteil. Die Zeit vergeht im Fluge. Ich wundere mich wie schnell die ersten Kilometer vorbei sind. Das Tempo macht mir keinerlei Schwierigkeiten. Und ich muss nicht einmal darauf achten. Die Laufen tatsächlich wie ein Uhrwerk, so um die 6:42 – 6:43 Min./Km. Ich schaue natürlich trotzdem auf die Uhr. Das ist Gewohnheit. Das ist auch vernünftig. Schließlich muss ich wissen worauf ich mich einlasse.

„Rund um den Baldeneysee“ ist ein Landschaftslauf. Es geht zweimal um den See und innerhalb der ersten Runde gibt es noch eine Zusatzschleife, damit die 42 Km auch zusammenkommen. Es ist ein Landschaftslauf. Und ich hatte mir vorgenommen das zu genießen. Doch eher beiläufig nehme ich die Umgebung war. Nun gut, zunächst geht es ein ganzes Stück über die Straße. Es ist noch etwas dunstig. Nachdem ich einmal angefangen habe zu laufen, wird mir relativ schnell warm. Zwei Läufer in der Gruppe tragen vollständige lange Laufbekleidung. Ich würde eingehen. Es gibt Gespräche in der Gruppe. Ich halte mich da raus. Vielleicht ist es der Respekt vor dem was noch an Kilometern ansteht. Ich spare mir die Luft. Ich weiß, dass wir hier kein Spaziergang.

Der Lauftrott in der Gruppe. Jäh wird er unterbrochen. Da dreht ein Läufer kurz vor mir um und setzt sich in Gegenrichtung in Bewegung. Mühsam verkneife ich mir das Fluchen. Der hat wohl was verloren. Gerade noch mal gut gegangen. Keine 5 Minuten später. Die Schweißperlen stehen auf der Stirn. Ich wische sie mir mit der linken Hand weg, gerate an meine Brille und reiße sie dabei runter. Sie fällt zu Boden. Jetzt muss ich abrupt abstoppen. Hinter mir eine Läuferin hat Probleme mir auszuweichen. Ich greife meine Brille. Gerade noch mal gut gegangen. Ich verkneife mir so gerade noch das Fluchen, dieses Mal ist die eigene Ungeschicklichkeit die Ursache für meinen Unmut. Wenn es noch eine Steigerung von schweigsam gibt, dann erreiche ich diese Stufe jetzt. Doch bald ist der Vorfall verdrängt.

Es ist kein Stadtlauf wie der Karstadt-Marathon oder Berlin. Aber es gibt Trommler an der Straße und ein paar Zuschauer, die verhalten klatschen. Wer den Rummel braucht, hat sich hier den falschen Lauf ausgesucht. Aber die Landschaft ist schön. Der See, der Wald. Ich liebe es im Herbst zu laufen. Es gibt sogar Anfeuerungsrufe von einem Ruderboot in Ufernähe.

Ich könnte was zum Tempo schreiben. Aber was soll ich schreiben. Die beiden Zugläufer machen einen einwandfreien Job. Ich schaue auf die Uhr und sehe einfach nur, dass es stimmt. Vielleicht kommt es daher, dass ich mir praktisch kaum eine Zwischenzeit merken konnte? Ich hatte mir einige anzustrebende Zwischenzeiten auf die linke Innenhand geschrieben. Wir lagen immer knapp unterhalb meiner Marschroute.

Schließlich erreichen wir das Teilstück, dass zu dem Wendepunkt bei Kilometer 15 führen sollte. Das bietet Abwechslung, weil vor uns liegende Läufer entgegen kommen. Ansonsten ist dieses Stück das unattraktivste Teilstück überhaupt. Eine abgesperrte Fahrbahn steht uns Läufern zur Verfügung. Endlich wird der Wendepunkt erreicht. Die Zwischenzeit bei 15 Km: 1:40:10 Stunden. Jetzt in die andere Richtung zurück; einige Läufer kommen uns entgegen. Nicht wirklich viele. Ich hatte das auch nicht anders erwartet, hatte mir die Ergebnisliste aus dem Vorjahr angesehen. Die Zahl der „Nachzügler“ hält sich bei dieser Veranstaltung eher in Grenzen.

Bei der Verpflegungsstation etwa bei Kilometer 17 nehme ich den ersten powergel. An der Station zuvor hatte ich bereits ein Stück Banane gegessen. Ich schwitze ordentlich aus und will deshalb rechtzeitig Kohlenhydrate auftanken. Halbmarathon: 2:21:40 Stunden. 50 Sekunden schneller als meine Marschtabelle, die ich jetzt allerdings auch nicht mehr ablesen kann. Der Schweiß, den ich mir hin und wieder von der Stirn wische, hat die Schrift bereits ausgelöscht.

Es geht mir gut und ich mache mir gleichwohl Gedanken, wie es weiter gehen sollte. Das Tempo ist gut. Trotzdem habe ich Bedenken, ob es für mich die richtige Renntaktik ist, ob es einfach so weiter gehen kann. Meine Befürchtung: nach 35 Km werde ich so oder so nachlassen. Beim Karstadt-Marathon im Mai war ich damit erfolgreich, dass ich die zweite Hälfte bis 35 Km das Tempo leicht anzog. Damit konnte ich die Zeit, die in Essen aufgrund der Schlussanstiege und des Kräfteverschleißes verloren gingen, schon vorher gutmachen.

Etwa nach 23 Km habe ich 2 Läuferinnen ganz dicht vor mir. Irgendwie passt deren Laufstil nicht zu meinem eigenen Rhythmus. Ich setzte mich an die Spitze unserer kleinen Gruppe. Ich will keine richtige Tempoverschärfung. Denn den Kräfteverschleiß würde ich bald zu spüren bekommen. Es soll nur einen kleinen Hauch schneller werden. Ich setzte mich deshalb erst kaum ab. Lange noch kann ich die Unterhaltungen hinter mir hören. Irgendwann ist es dann ruhig. Ich laufe jetzt meinen eigenen Lauf. Um mich herum sind immer irgendwelche Leute. Aber Einzelkämpfer, die mir zur Orientierung dienen. Es gibt zu diesem Zeitpunkt auch schon vereinzelte „Geher“ unter den Läufern. Ich achte darauf, dass ich mein Tempo halte, habe meine gedachten Zwischenzeiten im Kopf und überprüfe diese ständig. Bei 30 Km bin ich etwas über 3:21 Stunden. Das ist gut und auch nicht zu schnell.

Das jetzt bis 35 Km beibehalten. Aber es wird jetzt schon anstrengender. Nach 34 Km spüre ich die ersten Stiche in der rechten Wade. Warnsignale. 35 Km in 3:54:35 Stunden. Immer noch etwas unterhalb meines Fahrplanes. Es wird aber auch immer schwerer. Erste leichte Krämpfe. Es versetzt mich noch nicht in Panik. Besonders beim Berlin-Marathon vor einem Jahr hatte ich damit Bekanntschaft gemacht.

Jetzt bekomme ich doch ernsthaftere Schwierigkeiten. Aber noch kann ich Läufer vor mir einholen, die jetzt vermehrt längere Gehpausen einlegen musste. Neben der rechten Wade meldet sich jetzt auch noch die Muskulatur oberhalb des linken Knies. Das tut weh! Ein kurzer Schmerzensschrei und ein Fluch hinterher. Ein paar Schritte gehen. Aber nur kurz. Ich will mich nicht auf das Gehen als neue Fortbewegungvariante einlassen. Noch bin ich nicht am Ende. Nur kurze Unterbrechungen, wenn die Schmerzen größer werden. Ich finde zum Glück meinen Lauf Rhythmus wieder.

39 Km, die letzte Verpflegungsstation. Erstmals und letztmalig nehme ich einen Becher Cola an. Ein winziger Hauch von Optimismus. Selbst wenn ich jetzt 7 Min./Km ansetze, würde ich eine Bestzeit schaffen und vielleicht sogar noch die 4:45 Stunden packen. 3 Km können so lang sein. Aber ich war jetzt soweit gekommen. Jetzt muss der Rest auch noch zu schaffen sein.

41 Km. Schräg vor mir der laut eigener T-Shirt-Aufschrift „Crazy Runner“, der sich auch von der Gruppe der 4:45 Stunden-Läufer gelöst hatte. „Den packen wir jetzt auch noch“, rufe ich und fange an zu jubilieren. „Das denke ich auch“, ist die knappe Antwort eines Läufers, dem die 41 Km auch ins Gesicht geschrieben sind.

Ich muss nochmals ein paar kurze Schritte gehen. Es ist wie der Ritt auf der Rasierklinge. Jetzt überholt mich die 4:45-er Gruppe. Es überrascht mich nicht. Ist nicht schlimm. Sind ja gleich da. Ich kokettiere mit einer Ordnerin. „Ob die 3. Runde um den See denn genau so lang wäre“, frage ich. „Nur noch ein paar hundert Meter“, höre ich. Das soll beruhigen. Ich sehe nichts, auch nicht das Ziel. Die Sonne scheint mir direkt ins Gesicht, blendet mich. Jetzt habe ich Spaß, lache die Zuschauer an, die Mut machen wollen. Jetzt die Tribüne an der Regatta-Strecke. Ich winke nach oben. Aus der Wade sticht es noch mal erbärmlich. Die Gesichtszüge kann ich leider nicht mehr kontrollieren. Die Beine auch nicht mehr. Warum tut das gerade jetzt so weh? Aber ich laufe weiter. Noch ein Knick und dann noch ein Knick. Bin drin. Bin durch. Gefinished! Mein 4. Marathon.

Wie kann man nur so fertig sein? Ich lehne mich an eine Drahtabsperrung, die den Läuferbereich abgrenzt. „Sieht aus wie „hinter Gittern“. Freude und Erschöpfung. Hier gibt’s Bananen und Wasser. Mag ich nicht mehr. Genug davon runter gewürgt. Hier gibt es auch Erdinger Alkoholfrei. Ich probiere es. Und wie das schmeckt!

Meine Medaille habe ich auch schon um den Hals. War ein hartes Brot. 4:44:30 Stunden. Zielzeit voll erreicht. Nach 2:21:40 Stunden für den 1. Halbmarathon waren es 2:22:50 Stunden für den 2. Halbmarathon. Gut gelaufen.

Mein 2. Marathonjahr ist zu Ende. Nächstes Jahr wieder, im Mai beim Karstadt-Marathon. Bin seit August schon angemeldet. Neue Ziele…

Montag, 13. Oktober 2008

Rund um den Baldeneysee



Ich habe ihn geschafft! Mein 4. Marathon! Wieder mit Bestzeit:
4:44:31 Stunden habe ich gestoppt. Die offizielle Zeit steht noch aus. Bin total happy! Bericht kommt später.

Dienstag, 23. September 2008

Der lange Zieleinlauf zum Marathonstart

Sonntagmorgen, kurz vor sechs Uhr. Stunden der Wahrheit? Am letzten Wochenende musste der lange Lauf wegen der Nachwirkungen einer Erkältung ausfallen. Seitdem kürzere „Aufbauläufe“ absolviert, bis maximal 16 Km Länge. Jetzt gibt es kein Pardon mehr. Hopp oder Flop? Drei Wochen bis zum RWE-Marathon um den Baldeneysee. Am Freitag hatte es erneut leichte Anzeichen für eine Erkältung gegeben. Nagende Zweifel melden sich lautstark und verunsichern mein Ego.

Sonntagmorgen. Es ist nicht nur empfindlich kühl. Es ist auch noch dunkel. Die Taschenlampe dabei. Nur für ein kleines Waldstück in den ersten beiden Runden. Dann wäre genug Licht da. Ich bin noch müde. Aber sonst gibt es nichts worüber ich mich beklagen könnte. Ich laufe los. Es gibt keine Probleme. Nach wenigen hundert Metern weiß ich, das wird heute gehen. Wenn das heute klappt, dann ist das mehr als die halbe Miete. Dann noch eine Woche und noch ein langer Lauf. Dann ist der Marathonstart mehr oder weniger gebongt, so glaube ich wenigstens. Ich befinde mich sozusagen im Zieleinlauf vor dem Start. Fange an zu rechnen. Na ja, 140 Km könnten es bis dahin noch sein. Den aktuellen Lauf mit einbezogen. Ist also nicht mehr weit (grins).

Ich laufe ungewohnt langsam an. Vielleicht ist es noch die Müdigkeit, die Vorsicht, ich könnte nicht richtig fit sein oder das Wissen, dass der Weg heut noch lang sein wird. Nur ganz allmählich und ganz vorsichtig finde ich mein gewünschtes Tempo. Ein erstes Hindernis, ein tief herunter hängender Zweig über dem Gehweg. Den kenn ich schon. Kurz davor ein Verkehrsschild am Straßenrand. Mir dient es warnend zur Orientierung. Ich halte mein behutsames Tempo und es geht ganz leicht. Die Dämmerung schafft Licht. Vor mir läuft eine Katze über den Weg. War die schwarz? Bin ich abergläubisch? Dann in der 2. Runde kommt mir ein Radfahrer auf dem Randstreifen der Kreisstraße entgegen. Der fährt ziemlich schnell und schwankt hin und her. Ich bin irgendwie beunruhigt und beschließe aufzupassen. Noch wenige Meter. Der hält tatsächlich voll auf mich zu. Rasch weiche ich zwei Schritte zur Seite aus. „Tschuldigung“. Er hat mich entdeckt. Aber da wäre es wohl zu spät gewesen. Glück gehabt.

Ich drehe weiter meine Runden. Bis zur Hälfte (15,9 Km) halte ich diszipliniert mein vorgegebenes Tempo. 6:53 Minuten pro Kilometer. Fast so wie beim letzten Marathon. Nach meinem an Steffny`s Laufbuch orientierten Trainingsplan dürfte ich noch etwas langsamer. Will ich aber nicht. Als ich nach der 6. von 10. zu laufenden Runden einen Schnitt von 6:30 Min./km für diese Runde erreicht habe, bin ich doch etwas erschrocken. Das kann auch nach hinten losgehen. So bremse ich mich dann erstmal ein Wenig.

Jetzt sind auch die ersten Fußgänger unterwegs. Die üblichen Verdächtigen, meistens mit Hund. Ich lege insgesamt drei kleine Trinkpausen am Auto ein; das heißt ich schnappe mir einen mit Wasser gefüllten Becher aus dem Kofferraum und kippe mir das Wasser im Gehen runter. Der leere Becher wird am nächsten Abfallkorb entsorgt. Lange erprobt und klappt bestens. Bei der letzten Getränkeaufnahme kommen mir zum zweiten Mal zwei ältere Frauen (so um die 70) mit drei Hunden entgegen. Sie sehen sich vielsagend an. Die Gesichtsausdrücke lassen keinen Zweifel aufkommen. Die halten mich für völlig verrückt. Wenn die wüssten, dass ich sch zweieinhalb Stunden unterwegs bin und noch eine gute Stunde vor mir habe. Der Gedanke bringt mich leicht zum Schmunzeln. Müssen die ja auch nicht verstehen.

Auf den letzten drei Runden lasse ich es laufen. Zügig weiterlaufen. Es geht immer noch gut. Wann kommt das Körpersignal, dass es jetzt bald reicht. Sicher, die Beine sind schon etwas schwerer geworden. Aber sonst kommt heute nichts mehr. Ein bisschen Euphorie. Heute könnte ich ihn (den Marathon) laufen. Aber das kann man gut sagen, wenn bei knapp 32 Km Schluss ist. In der letzten Runde versuche ich nochmals Kräfte frei zu machen. Ich schaffe in der 2. Hälfte einen Schnitt von 6:32 Min./Km. Zweifel sind weggeblasen. Optimismus hat wieder Oberhand gewonnen.

Montag, 8. September 2008

Lektion gelernt!

Sonntag standen 31,8 Km an. Nur eine Woche nach dem 30 Km Lauf in Bertlich. Dieses Mal ließ ich es aber langsam angehen. Schließlich war es „nur“ Training. Außerdem hatte ich meine Lektion aus der Hitzeschlacht gelernt. Lieber langsam anfangen, als später entkräftet einbrechen. Zeit um schneller zu werden hat man beim langen Lauf noch genug.

Am Sonntag war es weder die Hitze noch das Tempo, das mir Schwierigkeiten machte. Auch, dass ich mich kurz vor 6 Uhr noch im Dunkeln auf dem Weg machte, war nicht das Problem. Der innere Schweinehund hatte aber überhaupt kein Verständnis dafür, dass er mehr als dreieinhalb Stunden gequält werden sollte. Und so war es auf den ersten 20 Km auch schwere Kopfarbeit, die geleistet werden musste. Ich musste mich regelrecht zum Laufen zwingen. Dann ging es auf einmal. Weiß der Geier wie so was möglich ist. Vielleicht auch die Aussicht, dass das Laufende näher rückte?

Die Temperaturen waren optimal, so etwa bei 15 Grad. Da läuft es sich anders als bei Hitze. Nur der Wind schüttelte mich regelmäßig durch.

Bei der 30 Km-Marke war ich fast 2 Minuten schneller als die Woche zuvor in Bertlich. Die falsche Zeiterfassung dort ist übrigens korrigiert. Mit 6:50 Minuten pro Kilometer bin ich den anvisierten Schnitt gelaufen, war 3:37:15 Std. unterwegs.

Eigentlich habe ich diesen Lauf gut verkraftet. Habe mir aber irgendwann am Wochenende eine Erkältung eingefangen und bin schlapp.

Mittwoch, 3. September 2008

Kilometersammler

263,8 Laufkilometer im August. Das ist ein persönlicher Rekord für einen Monat. Gebraucht habe ich dafür 28:57:01 Stunden und ergibt einen Schnitt von 6:35 Min./Km. Das Ganze war auf 18 Trainingseinheiten verteilt (= 14,650 Km im Schnitt.

Die bisherige Bestmarke stammt aus dem Juli 2007 mit 256,650 Km in 32:37:09 Stunden und einem Schnitt von 7:38 Min./Km. Ich laufe den Kilometer gut eine Minute schneller als vor einem Jahr.

Vor dem letzten Monat war der kilometerumfangreichste Monat in diesem Jahr der März mit 219,550 Km. Das ist jetzt eine heftige Steigerung gewesen, die ich allerdings auch in den Knochen spüre (Aua).

Dienstag, 2. September 2008

... wie Flasche leer!

Was mich am Sonntag wohl geritten hat bei den Straßenläufen in Bertlich über 30 Km an den Start zu gehen, dass weiß ich wohl selbst nicht so ganz genau. Der Lauf startete um 12 Uhr Mittags. Temperaturen bis 30 °C waren angekündigt. Erreicht wurden sicherlich zwischen 28 °C und 29 °C. Sicher stand bei mir ein langer Lauf an. „Gerne“ auch die 30 Km, wenn es denn sein muss. Aber warum bitte schön nicht morgens um 6 Uhr, bei mir vor der Haustür und bei erträglichen Temperaturen noch deutlich unter 20 °C ?

Ich hatte es mir vorgenommen, also lief ich auch in Bertlich. Wollte die 30 Km mal etwas schneller laufen als im Training. Nicht alles ausreizen was möglich ist, aber eben etwas schneller. Und unter ernsthaften Wettbewerbsbedingungen. Also zumindest für mich wurde es dann ziemlich ernsthaft.

Hatte ziemlich viele und teils hart gelaufene Kilometer aus den letzten 2 Monaten in den Knochen. Bin persönliche Bestzeiten über 10 Km und HM gelaufen. Dazu war das entsprechende intensive Training nötig. In den Tagen vor Bertlich habe ich schwere Beine gespürt.

Beim Start habe ich mich gleich ganz nach hinten sortiert. Das Experiment hätte auch unter dem Motto laufen können: „Von einem der auszog Letzter zu werden.“ Ich hatte mir die Ergebnislisten aus den letzten Jahren angesehen. Bei den 30 Km gibt es anders als auf anderen Distanzen wohl kaum Volksläufer, die aus Jux und Dollerei und ohne Rücksicht auf eine ordentliche Zeit an den Start gehen. Die Aussicht ganz hinten zu landen war also schon gegeben.

Ich wollte um die 6:30 Min./Km laufen. Die ersten beiden Km waren um insgesamt 30 Sekunden zu schnell. Der 3. Kilometer war zu langsam. Ich hatte noch Anschluss zu einer kleinen Gruppe. Aber auch hinter mir gab es noch einige Einzelkämpfer. Vor mir entnahm ich aus dem Gespräch zwischen einer älteren (ca. 60) und einer jüngeren Läuferin, dass sie eine Zeit um 3 Stunden anstrebten. Ich nahm sofort einen weiteren Gang raus. Hatte aber noch einige Zeit Sichtkontakt. 5 Kilometer schaffte ich in 32 Minuten, immer noch etwas schneller als mein Fahrplan, aber ich dachte mir noch nichts dabei, obwohl ich die Hitze schon sehr fürchtete. Noch deutlich vor der 10 Km-Marke hatte ich die jüngere Läuferin aus dem Gespräch ein. Und auch 2-3 andere Läufer fielen von etwas weiter vorne nach etwas weiter hinten zurück. Die Hitzeschlacht würde Opfer finden. Dessen war ich mir sicher. Hoffentlich gehörte ich nicht selbst dazu. So zog ich ziemlich einsam meine Meter runter. Nutzte jede Wasserstation, nahm meistens gleich 2 Becher auf. Gut dass ich einen Waschlappen dabei hatte, so konnte ich mir ab und zu den Schweiß aus dem Gesicht abwischen. Ich wusste nicht, ob es Schwämme geben würde. Die gab es aber an einigen Stellen in entsprechenden Wasserbehältern. Auch da griff ich zu, und wrang den klatschnassen Schwamm über den Kopf aus.

Die 10 Km absolvierte ich in genau 65 Minuten. Sah aus wie eine Punktlandung, war es aber nicht wirklich. Ich profitierte zu dem Zeitpunkt lediglich noch von dem kleinen Vorsprung der ersten Kilometer. Meine Pflaster auf der linken Seite der zum Schutz der Brustwarze hatte sich gelöst. Auf der anderen Seite begann die Sicherheitsnadel spürbar zu scheuern. Na dann viel Spaß für die restlichen 20 Km. Weiter ging mein ziemlich einsamer Lauf durch die Hitze. Ich passierte 3 Läufer die eine Gehpause einlegten oder schon aufgehört hatten? Es gab dann bald auch Sichtkontakt zu ein paar der wenigen Marathonläufern. Einige waren richtig flott. Andere hatten aber auch zu kämpfen. Auch die 30 Km-Läufer Magdalene und Volker lernte ich kennen. Ihre T-Shirts wiesen sie als „Pseudoläufer“ aus. In aller Regel war ich aber alleine unterwegs. Dann passierte ich das Schild für die 15 Km in 1:37:40 Stunden. Die Zeit sah noch ordentlich aus. Ich aber garantiert nicht mehr. Die zweite Runde und das ganze noch einmal. Ich fühlte mich schon schrecklich ausgelaugt, hörte hinter mir ein paar schnelle Schritte. „Läufst du auch die 30“, fragte mich die herantappende Läuferin. Es folgte ein kurzes Gespräch über „diese Quäler“. Sie sagte noch, dass sie überlegt auszusteigen, weil auch die Zeit „beschissen“ werden würde. „Die Zeit ist mir egal“, erwiderte ich, die Läuferin hinter mir war schon verschwunden.

Die 20 Km-Marke verriet mir nach 2:12:30 Stunden, dass ich schon deutlich langsamer wurde. Noch deutlicher war es bei 21 Km. Ich hatte darauf geachtet um in etwa einschätzen zu können wie es in etwa bei der Halbmarathon-Distanz aussehen würde. 2:20 Stunden sprachen eine deutliche Sprache. Ich war dabei einzubrechen. Und noch soweit!

Die 30 Km sollten auch eine Art Training sein. Ich hatte deshalb kein Powergel dabei, wollte ja keine Kohlenhydrate aufnehmen. Die Energiespeicher sollten vollständig entleert werden. Das ist schließlich der Sinn der ganz langen Läufe. Aber was hätte ich nach 23/24 Km für ein Stück Banane gegeben. Gab es aber nicht oder nicht mehr. Ich konnte kaum noch meine Kilometerzeiten ausrechnen. Der Kopf funktionierte nur noch schwerfällig. Durst, unendlicher Durst und das Wasser war warm und abgestanden. Irgendwo bei Km 25. „Wir haben nichts mehr“, sagte ein Helfer an der „Getränkestation“. Und dann doch: „Das ist das Letzte“, und hielt mir eine große Flasche „Gatorade“ hin, mit einer Restpfütze drin. Ich schüttete es in mich rein und war froh und dankbar überhaupt noch etwas bekommen zu haben. Und nach mir? Oder gab es da niemanden mehr? Hatten die alle aufgehört? Ich musste einige kleine Gehpausen einlegen. War platt, so schrecklich voll fertig. Hinter mir schien sich ein rotes T-Shirt näher zu schieben. Das kannte ich schon aus dem ersten Laufdrittel. Aber „es“ blieb hinten und war dann wieder ganz verschwunden. 28 Km „geschafft“, 2 Km verbleiben. Optimismus fühlt sich anders an. Aber die würde ich noch hinter mich bringen. Irgendwie. Die Zeit? Wenn es nicht noch schlimmer würde, würde ich unter 3:30 Stunden bleiben. So richtig kriegte ich das Rechnen nicht auf die Reihe.

Unglaublich der Sportplatz in Bertlich kommt in Sicht. Davor stehen 2 oder 3 blinkende Rettungsfahrzeuge. Ich biege auf den Sportplatz ein, die letzten 200 m oder so.

Das Ziel. Ich halte meine Stoppuhr an. 3:27:28 Stunden. Für ein langsamen Trainingslauf wäre das akzeptabel. Im Ziel gibt es was zu trinken, nur Wasser, alles andere ist weg. Auf einer Trage wird ein Läufer weggebracht. Die Gefahr bestand bei mir zu keiner Zeit. Wenn ich nicht mehr kann, dann kann ich eben nicht mehr. Ich würde weiter gehen oder stehen bleiben. Überdrehen funktioniert bei mir nicht, da gibt es zum Glück eine körpereigene Bremse die mich rechtzeitig stoppt.

Jetzt kommen 2 Läufer auf den Platz eingebogen. Es sind die beiden „Pseudoläufer“ Magdalene und Volker. Magdalene hat ein paar Meter Vorsprung. Volker sieht mit seinem langen Zopf noch bedeutend elendiger aus als Magdalene. Dann nach einem weiteren größeren Abstand kommt noch ein schleichendes „Etwas“ an. Ich aber verlasse den Platz und gehe zur nahen Pausenhalle. Da gibt es Kaffe und ein Stück „Restkuchen“, aber auch preiswert. Der Kaffe tut gut. Etwas anderes als Wasser. Ich fühle mich weiter ausgelaugt und sehr am Ende. Aber es wird schon wieder.

Ich hole meine Urkunde und bin geschockt. 3:30:43 Stunden. Was haben die denn gemessen? Ich habe keine Erklärung und bin zu schlapp um nachzufragen. Auch wenn es nur etwas mehr als Minuten Differenz sind und die Zeit eh keine Rolle mehr spielt, ist das eine weitere Enttäuschung.

Erst später im Internet lese ich, dass es bei 30 Km-Lauf einige „Differenzen“ bei der Zeiterfassung gegeben hat.

Ein positives Fazit:

Die Erfahrung der Auswirkungen eines Hitzelaufes.

Die Erfahrung der Folgen eines offensichtlich unangemessenen Einstiegstempos.

Ein absolvierte und notweniger 30 Km-Lauf vor dem nächsten Marathon.

Wieder Mal nicht aufgegeben zu haben.

Schwäche erfahren und überwunden zu haben.

Freitag, 22. August 2008

Alles easy, ... oder was?

Der Donnerstag gestern war in der Tat ein langer Donnerstag und zwar ein langer Laufdonnerstag. 25,6 Km standen auf dem Laufprogramm. Ungewöhnlich für einen Werktagslauf, aber genau so einkalkuliert. Am Wochenende wird das nichts mit der stundenlangen Rennerei. Morgen geht’s ins Westfalenstadion gegen die Bayern. Am Sonntag findet der vom Kreissportbund durchgeführte „Kreislauf“ statt. Da laufe ich lediglich von Castrop-Rauxel nach Recklinghausen. Das sind schlappe 9 Km. Also habe ich den langen Lauf auf den Donnerstag vorverlegt. Und den habe ich jetzt hinter mir. War im Katzenbusch auf meinem 1,6 Km langen Rundkurs, 16 Mal zu durchlaufen. Die Runde ist gerade groß genug, dass man nicht „durchdreht“. Aber die Strecke war mir ziemlich egal. Habe das Umfeld gar nicht richtig wahrgenommen. Erst einige Dinge gedanklich verarbeitet. Dann bin ich über weite Strecken fast wie in Trance gelaufen. Habe kaum wahrgenommen, was so um mich herum gewesen ist. Es waren wohl einige Läufer unterwegs. Mehr habe ich nicht registriert.

Habe die Strecke in 5 Runden-Abschnitte eingeteilt (= 8 Km). Dabei bin ich immer schneller geworden. Die ersten „8“ mit einem Schnitt von 6:44 Min:/Km; die zweiten „8“ in 6:39 Min./Km; die dritten „8“ in 6:29 Min./Km und dann die letzte Runde (1,6 Km) gar in 6:18 Min./Km. Insgesamt habe ich für die 25,6 Km 2:49:22 Stunden gebraucht, das sind 6:37 Min./Km. Das ist eigentlich zu schnell für meine Zielvorgaben. Aber ich hatte wohl einen Lauf, wurde immer schneller und habe es dann nicht mehr runter schrauben können. Zeitweise dachte ich, dass es ja richtig „easy“ ist. So bei Km 16 zum Beispiel. Doch dann stolperte ich über einen Zweig, kam völlig außer Tritt und dachte schon fast, dass es vorbei ist. Ich war böse umgeknickt. Aber es ist gut gegangen, außer dass ich einige Zeit brauchte um meinen Rhythmus wieder zu finden.

Die letzt halbe Stunde wurde dann richtig anstrengend. Es war warm, im Wald staute sich die feuchte Luft und ich spürte, dass ich alle Körner verbraucht hatte. Aber ich wollte meinen „Stiefel“ runter laufen. Machte ich dann auch. Als ich fertig war, war ich es auch. So richtig platt. Die Beine schwer wie Blei und insbesondere die Waden schmerzten ganz schön heftig. Sarkastisch könnte man sagen, dass das Ziel des langen Laufes erreicht war. Ich war kaputt. Aber das ist ja nicht richtig. Ziel war es den Kohlehydratspeicher zu leeren. Und die Folge davon war die Erschöpfung. Die Genugtuung es „geschafft“ zu haben setzt sich am Ende durch. Noch sieben Wochen bis zum nächsten Marathon!

Montag, 18. August 2008

Zwei Schallmauern durchbrochen!

In der letzten Woche fand der „Kreishauslauf“ statt. Das ist eine Veranstaltung der Betriebssportgemeinschaft der Kreisverwaltung Recklinghausen. Dabei ist zehnmal das Kreishaus zu umlaufen (= zehnmal 600 m) und zwar als Staffellauf zu je 2 Personen. Die Rundeneinteilung ist so, dass man mindestens 3 und maximal 7 Runden laufen muss.

In den letzten beiden Jahren war ich jeweils 5 Runden, also 3 Km gelaufen, zuletzt in 15:15 Minuten, also ein Schnitt von 5:05 Minuten/Km. Diesesmal wollte ich 5 Minutenmarke knacken. Es gab aber ein Handikap, da meine Mitläuferin nur 3 Runden laufen wollte. Da war ich mir nicht sicher, ob ich das schaffen würde. Der Plan war, die ersten 5 Runden so anzulaufen, als ob es dabei bleiben sollte und bei den verbleibenden 2 Runden zu sehen, wie es gehen wird. Meine Vorläuferin Christel lief 3 flotte Runden, das trieb mich zu der schon vorhandenen Motivation zusätzlich an. Und am Start gab es auch die beobachtenden Kolleginnen und Kollegen und die Läufer, die gerade nicht laufen mussten. Die machten ein Spektakel wie beim Ruhrmarathon. Ich kam gut in den Lauf und schaffte die erste Runde in dem von mir gewünschten Tempo. Am Startpunkt angelangt gab es gar eine Welle. Das macht natürlich „Beine“. Bis zur 5 Runde konnte ich das Tempo unter 5 Min./Km halten. Klar, dass es dann immer schwieriger wurde. Ich musste ordentlich kämpfen; locker war das nicht mehr. Aber egal: unterm Strich waren es 20:35 Minuten für 4,2 Km, also 4:54 Min./Km. So schnell war ich noch nie!

Am Sonntag gab es den Sparkassenlauf in Gladbeck. Ich ging über den Halbmarathon an den Start. Ziel: eine neue Bestzeit und dabei erstmal unter 6 Min./Km. Das bedeutete von Anfang an Tempo zu gehen. Nur bei einer optimalen gleichmäßigen Aufteilung würde das gehen. Deutlich über 300 Starter machten sich bei warmen aber noch erträglichen Temperaturen auf dem Weg. Es war ein Rundkurs, der aus einem Stadion führte und viermal zu durchlaufen war, wobei die erste Runde durch eine Zusatzschleife verlängert wurde. Ich hatte schon Magenprobleme und leichte Übelkeit mit zum Lauf gebracht. Die Übelkeit war auf den ersten drei Kilometern deutlich spürbar. Das stimmte mich nicht gerade optimistisch. Das Laufen viel mir ganz schön schwer. Aber ich war nicht bereit klein beizugeben und hatte dann das Glück, dass sich mein Zustand verbesserte und ich schließlich keine Beschwerden mehr hatte.
Was soll man zu so einem Lauf groß sagen, bei dem es ans Limit geht. Man achtet darauf das Tempo zu halten, orientiert sich an die Läufer neben oder vor einem und passt auf, dass es nicht zu langsam oder zu schnell wird. Es ist die reinste Konzentrationsübung. Ich hatte von Anfang an das richtige Tempo, knapp unter 6 Min./Km erwischt. Das suchte ich von Kilometer zu Kilometer beizubehalten. Von der Laufstrecke bekam ich da wenig mit, außer dass diese flach war und überwiegend durch schattiges Gelände führte. Es gab 2 Getränkestationen: eine im Stadion und eine weitere draußen an der Strecke. Zuschauer waren da, vor allem im Stadion, vermutlich überwiegend die Begleitung der Läufer.

Ich konnte das Tempo sehr konstant halten. Bei 10 Kilometern lag ich etwa 30 Sekunden unter der „Marschtabelle“. Um mich bei Laune und Motivation zu halten und die Verarbeitung der Gesamtaufgabe gedanklich etwas zu vereinfachen, konzentrierte ich mich auf das Erreichen der 15 Km-Marke. Diese Distanz hatte ich Mitte März in 1:29:30 Stunden geschafft. Das war der ersehnte Temposchnitt. Was ich im März geschafft hatte, sollte jetzt auch gehen. Schließlich hatte ich dafür seitdem trainiert; viele Intervalle und Tempoläufe durchgeführt. Bei 15 Km lag ich dann sogar eine Minute unter „Soll“. Notfalls könnte ich für die restlichen Kilometer davon zehren. Doch ich wollte ja nicht langsamer werden und wurde es auch nicht.

Ab Kilometer 18 kostete es zunehmend Überwindung nicht langsamer zu werden. „Zuhause ist es nur noch die Strecke von einer Dorfrunde“, sage ich mir. Das müsste doch machbar sein. Dann dachte ich nur noch Kilometerweise. Einige Läufer wurden zu diesem Zeitpunkt auch deutlich langsamer. Davon durfte man sich nicht anstecken lassen. Keine falsche Solidarität.

Ich ließ die letzte Möglichkeit zur Getränkeaufnahme aus und gewann damit noch einige Sekunden. Endlich konnte ich ins Stadion einbiegen. Noch 250 m! Kleiner Schlussspurt auf der Zielgeraden.

Durch in 2:05:32 Stunden (offizielle Zeit). In dem Augenblick aber mehr kaputt als prima. Es war ein harter Arbeitssieg. Ein richtiger grenzwertiger Schlauch. Genug mit der „Tempobolzerei“ in diesem Jahr, waren meine Gedanken. Jetzt wird nur noch Grundlagenausdauer für den nächsten Marathon trainiert. Meine Beine waren schwer, aber in leidlichem Zustand. Ich fühlte mich vor allem mental ausgepauert.

T-Shirt abgeholt (zu groß). Urkunden gab es wegen technischer Probleme nicht. Ich wurde für den Verein „Vfl-Ostalsheim“ geführt und andere Läufer auch entsprechend falsch zugeordnet. Wenn man darüber hinwegsieht, war es eine gelungene Veranstaltung. Ziel erreicht, Schallmauer durchbrochen.

Dienstag, 5. August 2008

Auf dem Trockenem

Es ist die 11. Woche vor dem anvisierten nächsten Marathon. Was ist zu tun? Laufen, laufen, laufen! Was sonst? In der letzten Woche kamen fast 60 Km zusammen. Und ich laufe den Km gut 20 Sekunden schneller als in der entsprechenden Phase vor dem letzten Marathon. Das letzte Wochenende war dabei ziemlich hart. Am Freitag standen 4 mal 1,8 Km als Intervalltraining an, bei insgesamt gelaufenen 12,2 Km. Die Intervalle im Schnitt mit einem Tempo von 5:38 Min./Km. Es war 26 °C warm. Zu Beginn des ersten Intervalls ist mir irgendein „Viech“ in den Rachen geflogen. Musste den Lauf abbrechen. Zum Glück war es mit einem kurzen Hustenanfall erledigt. Sonntag gab es den „Langen“ mit 25,5 Km, aber mit einem „Fehlversuch“. War zunächst morgens um 6.30 Uhr in Laufklamotten vor die Tür getreten. Irgendwie fühlte ich mich noch nicht soweit, machte kehrt und legte mich wieder auf die Couch. Ist mir so noch nie passiert. Mittags habe ich dann ernst gemacht. Es war jetzt immerhin 23 °C warm. Ich hatte eine Trinkflasche mit einem halben Liter Wasser dabei. Die Flasche stellte ich am Rande der Strecke an geeigneter Stelle etwas versteckt ab. Wie geeignet die Stelle war sah ich nach der ersten Runde. Die Flasche war weg! Unfassbar! Nach dem morgendlichen Schlendrian gab es jetzt aber kein Pardon. Ich war gespannt wie das ohne Trinken gehen sollte. Die Sonne kam raus und es wehte ein ordentlicher Wind. Ich hatte mit Problemen gerechnet. Aber ich kam ganz gut durch. In der vorletzten von insgesamt 8 Runden sah ich meine Trinkflasche auf der anderen Seite. Ich traute mich aber ehrlich gesagt nicht daraus zu trinken. Nach dem Lauf habe ich die Flasche dann aeingesammelt und zu Hause ordentlich ausgespült. Jedenfalls bin ich so zu einem (unfreiwilligem) Experiment gekommen.

Freitag, 1. August 2008

Heiß gelaufen


Im Sommer ist es dafür zu heiß wofür es im Winter zu kalt ist.

Aber es ist wirklich zu warm. Eine Luft wie zum Schneiden. Gewitter sind angekündigt. Zwei Laufeinheiten habe ich in dieser Woche bisher absolviert, bei 27 und 28 Grad. Dabei lief es dann nicht einmal schlecht. Aber die Überwindung sich bei der Hitze auf dem Weg zu machen war groß. Zwei weitere Laufeinheiten stehen noch an und zwar die härtesten in dieser Woche. Intervalltraining und der lange Lauf.

Die Laufbilanz für Juli ist etwas dünn. 151,700 Km in 16:15:13 Stunden, verteilt auf 13 Einheiten (= 11,7 Km im Schnitt). Durchschnittstempo: 6:26 Minuten/Km. Das war mein bisher schnellster Monat. Zwei Läufe konnte ich wegen der Folgen eines Wadenkrampfes und einer leichten Infektion nicht durchführen. Insbesondere fehlt ein langer Lauf.

Freitag, 25. Juli 2008

Macht Laufen glücklich?

Eine Kollegin hatte mir letztens per Email zum Geburtstag gratuliert. „Ich sollte schön feiern.“ Als ich zurück schrieb, dass ich abends an einem 10 Km-Lauf teilnehmen würde, war sie etwas fassungslos: „Einen 10-KM-Lauf zum Geburtstag, das ist ja der Hammer!!! An Deinem Geburtstag sollst Du Dich ausruhen und beschenken lassen. Aber doch nicht „harte arbeiten“!!! Na ja, wenn es Dich glücklich macht, OK!!!“

Diese Bemerkung hat mich ziemlich nachdenklich gemacht. Nicht dass ich an meinem Tun (Laufen) gezweifelt hätte. Aber die Frage nach dem „glücklich machen“ hat mich dann doch beschäftigt und ich habe dann nach dem 10 Km-Lauf meine „Gefühlswelt“ hinterfragt.

Während des10-Km-Lauf bis zum Anschlag war ich sicher nicht glücklich. Es war anstrengend. Aber ich wollte es so. Nach dem Lauf empfand ich große Freude, weil das Ergebnis so war, wie ich es mir gewünscht hatte. Ich habe mich sehr gefreut, vielleicht war ich da auch glücklich. Gelegentlich freue ich mich natürlich immer noch darüber. Aber inzwischen ist längst der Alltag eingetreten.

Zwei Tage nach diesem Geburtstagslauf stand wieder Training an. Fast 16 Km sollten es sein und ein „ordentliches“ Tempo. Ich hatte irgendwie immer noch schwere Beine und führte zu Beginn einen inneren Kampf aus, ob es denn nicht ein paar Kilometer weniger sein könnten. Ich kam ordentlich ins Schwitzen. Der Brustgurt für die Pulsuhr saß nicht ganz fest, fing an zu scheuern und es „brannte“ ziemlich unangenehm. Doch letztlich habe ich mich da durchgebissen. Während des Laufens war ich sicher nicht glücklich. Aber hinterher war es aber immerhin ein gutes Gefühl es durchgezogen zu haben.

Weitere 2 Tage später gab es dann ein Intervalltraining. 4 mal 1,6 Km, insgesamt fast 13 Km. Ich hetzte wie verrückt durch den Wald. Wenn ich zwischen den Intervallen eine Pause einlegte, jagten und plagten mich die Mücken. Das war wenig lustig. Hinterher konnte ich ein erfolgreiches Training in meinem Lauftagebuch notieren. Ich war wieder einen Schritt weiter gekommen.

Auch das nächste Training hatte eine Geschichte. Ich lief durchs „Dorf“ mit „normalem“ Tempo. Nach gut 7 Km sah ich schräg von hinten eine große Laufgruppe mit irrem Tempo auf mich zukommen. So eine Laufgruppe habe ich im Dorf noch nie beobachtet. Ich konnte mir zunächst auch keinen Reim darauf machen. Jedenfalls würden die mich bald überrennen und ich wollte wenigstens ein gutes Bild abgegeben. Also gab ich Gas. Half natürlich nichts. Bald hatte mich die Spitzengruppe ein. Es waren Fußballer der SG Suderwich. Da hatte ich mehrere Handikaps. Ich hatte in der Woche schon vor diesem Training 38 Wochenkilometer in den Beinen. Dafür brauchen die wahrscheinlich 4 Spiele. Ich war bei dem Lauf schon 7 Km unterwegs. Die kamen wohl direkt vom Sportplatz. Der war weniger als 1 Km entfernt. Außerdem waren die Jungs sicher deutlich mehr als 30 Jahre jünger als ich. Als die Spitzengruppe mich überholt hatte, schaute ich nach hinten. Oje, ein lang gezogenes Mittelfeld und das Ende der Gruppe kaum in Sichtweite. Die Hetzjagd würde weiter gehen. Dann spürte ich einen sehr scherzhaften Stich etwas unterhalb des linken Knies. „Etwas“ hatte mich gestochen. Manchmal kommt es halt knüppeldick. Es tat für einen Augenblick ziemlich weh. Dann kam langsam das Mittelfeld der Fußballergruppe an mich heran. Der hintere Teil erreichte mich nicht mehr; die Fußballer bogen dann irgendwann an einer Wegkreuzung ab. Jedenfalls stellte ich in dieser Runde einen nicht geplanten Trainingsrekord auf. Die Motivation war aber kein Glücksgefühl sondern das Ego.

Dann stand noch in der Woche ein langer Lauf an. 7 Runden = 22,3 Km. Sonntagmorgen, kurz vor 6 Uhr. Tagsüber hätte es sonst nirgends hingepasst. Ich hatte so gar keine Lust darauf. Aber für die weiteren Zielsetzungen musste es einfach sein. Ich war gerade mal fünf Minuten unterwegs, da kann ein richtiger Platzregen runter. Nein, heute würde ich keine 22 Km laufen. Ich bin doch nicht blöd. Nach zwei Minuten war der Spuk vorbei. Trotzdem war ich natürlich von oben bis unten nass. Ich teilte mir den Lauf in Teilstücke ein. Erstmal drei Runde laufen, dann mal weiter sehen. Am Ende waren es 22,3 Km. Recht flott sogar, weil ich auf den letzten 6 Km das Tempo um einiges verschärft hatte. Natürlich spürte ich den Lauf den ganzen Tag über in den Beinen, sogar am nächsten Tag noch.

Laufen macht also nicht generell glücklich. Genauso wenig wie es glücklich macht ununterbrochen Torte zu essen. Aber hin und wieder…! Was treibt einen Läufer also an. Das kann ganz Unterschiedliches sein. Der Spaß an der Bewegung. Natur zu spüren. Sich herauszufordern. Anstrengungen zu bewältigen. Ziele anzusteuern. Letztlich ist ja auch egal. Ich will es, also tue ich es. Laufen macht gelegentlich glücklich und insgesamt jedenfalls zufriedener.

Freitag, 18. Juli 2008

Zum Geburtstag eine Bestzeit


Bericht über den 10 Km Lauf bei den Roruper Abendläufen (Dülmen)
am 11. Juli 2008

Bei der Anfahrt nach Dülmen fallen vor allem die schmucken Siedlungen auf. Hier lässt es sich offensichtlich gut leben, wenn man es sich leisten kann. Aber ich will in Dülmen nichts besichtigen. Ich will an meinem Geburtstag 10 Km laufen und meine Bestzeit (59:22 Minuten) verbessern.

Auf dem Sportplatz in Rorup herrscht Betriebsamkeit. Als erstes stelle ich mich in die Schlange vor dem Toilettenwagen an. Das geht zum Glück zügig. Danach geht es zur Startnummernausgabe. Auch das geht fix. Gute Organisation. 4 Euro zahle ich als Voranmelder. Das ist konkurrenzlos günstig im Vergleich zu anderen Veranstaltern.

Zeit um sich zu orientieren. Als erstes finde ich den Zielbereich. Kein Wunder. Liegt direkt auf dem Sportplatz und es laufen gerade Läufer ein, die sich eine kurze Distanz ausgesucht haben. Bei dem Auffinden des Startpunktes brauche ich etwas länger. Der liegt außerhalb des Sportplatzgeländes. Starttransparent und das Gestänge liegen am Straßenrand.

Noch 40 Minuten bis zum Start. Etwas früh um sich einlaufen. Also gehe ich etwas ziellos rum. 18.45 Uhr. Eine viertel Stunde bis zum Start des Halbmarathons. Ich habe jetzt noch 25 Minuten Zeit. Ich trabe langsam los. Das linke Knie hatte tagsüber leicht geschmerzt. Jetzt gibt es Ruhe und auch sonst fühle ich mich ganz ok, so wie es halt vor so einem Lauf ist. Ich laufe bis zur Hinweistafel für den ersten Km und noch ein Stück weiter. Auf der Stirn hat sich ein dünner Schweißfilm gebildet. Die Sonne ist raus gekommen. Es ist aber nicht zu warm. Gute Laufbedingungen.

Über meinen Lauf habe mache ich mir keine Gedanken. Der Plan steht und nachdenken oder grübeln hilft jetzt auch nichts mehr. Ich will persönliche Bestzeit laufen. Sozusagen mein Geburtstagsgeschenk an mich selbst. Vielleicht vorne die „57“. Aber auch mit einer „58-er“ Zeit wäre ich zufrieden.

Zeit sich zum Startbereich zu begeben. Dort haben sich bereits die Halbmarathonläufer aufgestellt. Per Lautsprecher wird dazu aufgefordert die Strecke frei zu machen. Dann setzt sich das große Feld in Bewegung.

Ich begebe mich in den Startbereich. Ganz hinten will ich heute nicht stehen. Aus der Ergebnisliste von 2007 weiß ich, dass es eine ganze Reihe von Läufern geben wird, die noch langsamer sind als ich. Aber es ist schon das hintere Drittel, wo ich mich platziere. Vorne setzt sich das Feld in Bewegung. Es geht also los. An der Startlinie angekommen setze ich meine Stoppuhr in Bewegung.

Das Laufen im eng zusammengedrängten Feld macht ungeduldig. Man läuft Schulter an Schulter. Vorne und hinten eingekeilt. Das macht unruhig, wenn man Bestzeit laufen will und am Anfang noch ausgeruht und voller Energie ist. Nach wenigen hundert Metern spüre ich an meinem Atem, dass das Tempo so langsam nicht sein kann. Da wo es möglich ist laufe ich im Feld etwas nach vorn. Das Feld zieht sich jetzt zügig auseinander.

Wo ist das erste Kilometerschild? Ich sehe eine kleine Tafel am Boden; bin aber eingekeilt und kann nicht lesen, ob es eine Tafel für den 10 Km-Lauf ist. Der Startbereicht wurde für die verschiedenen Läufe verlegt. Entsprechend gibt es für die verschiedenen Läufe auch unterschiedliche Schilder. Ich lese meine Stoppuhr ab. 5:38 Minuten. Das wäre für den ersten Kilometer ganz flott. Beim 2. Kilometer habe ich keinerlei Zweifel. Die Uhr zeigt 11:32 verbrauchte Minuten. Ich bin gut im Rennen. Im Feld ist jetzt genug Platz. Schneller mag ich im Moment aber nicht. Sonst geht am Ende vielleicht die Puste aus.

Vor mir ist ein kleines „Loch“ entstanden. 10 m bis zu einer kleinen und wohl auch nicht homogenen Läufergruppe. Direkt hinter mir ist auch keiner. Ob ich ganz allein laufen muss?

Genau 17 Minuten nach 3 Kilometern. Eine Minute habe ich schon raus geholt. Ich nehme nämlich einen Schnitt von 6 Minuten für den Kilometer als Maßstab. Wenn ich das halte, dann kann es sogar eine „56-er“ Zeit werden. Mein Atem geht heftig. Die Realität zeigt sich nach 4 Km. 5:52 Minuten habe ich für den letzten Kilometer gebraucht. Der nächste ist auch nur 2 Sekunden schneller. 28:42 Minuten – Halbzeit!

Ich habe seit einiger Zeit im Feld „Anschluss“ gefunden. Bin zu einer kleinen Gruppe aufgelaufen. 1 ½ Schritte vor mir eine vermutlich jüngere blonde Läuferin. Ihre Hacken habe ich jetzt fest im Visier. Ich laufe ihr sozusagen hinterher. Sie hat einen guten und flüssigen Laufstil und läuft ein ziemlich gleichmäßiges Tempo. Das hilft. Maßstab bleibt aber das eigene Laufgefühl. Wie fühlen sich die Beine an? Wie geht der Atem? Würde die „Blonde“ schneller werden, dann würde ich sie ziehen lassen. Lässt sie nach, dann würde ich sie hinter mich lassen. Es passt aber erstmal.

Ich registriere wenig von meiner Umgebung. Ich laufe am Anschlag; das erfordert volle Konzentration. Ich schwitze aus allen Poren. Der Schweiß rinnt in die Augen. Ich nehme die Brille ab und wische mit der Hand durchs klatschnasse Gesicht. Die Brille rutscht. In die Hand nehmen? Nein, könnte sie verlieren. Ich versuche das alles hinzunehmen und will mich auf das Tempo konzentrieren.

Zwischen dem 7. und 8. Kilometer ist an einem Bauernhof richtig Rambazamba. Laute Musik, viele Leute. Sie nutzen die Laufveranstaltung, machen richtig Fete und feuern die Läufer an. „Schneller, schneller,“ schallt es aus einigen Kinderkehlen. Wenn die wüssten. Mit einem Schlauch wird eine Wasserfontäne zum „abkühlen“ über den Weg erzeugt. Keine Chance dran vorbei zu laufen. Jetzt habe ich nicht nur den Schweiß sondern auch noch Wassertropfen auf der Brille. War aber sicher gut gemeint.

Nach 8 Km liege ich bei 45.45 Minuten. Das sieht zeitlich prima aus. Ob ich das halten kann? Bloß nicht nachlassen. Dagegen halten, auch wenn es jetzt spürbar anstrengender wird.
Die „Blonde“ setzt sich ein paar Schritte von mir ab. Langsam nur, aber sichtbar. An den Zeiten sehe ich aber dass ich mein Tempo halte. Ich lasse sie ziehen.

„Selbst wenn ich jetzt noch einbreche, werde ich wohl Bestzeit laufen.“ Ein gefährlicher Gedanke, den ich mir gleich wieder verbiete. Ich suche nach Motivation. Hatte heute ein unerfreuliches Erlebnis. Ich erinnere mich. Ich spüre es wie Nadelstiche. Das hilft. Ich mobilisiere alle Kräfte. Die negativen Gedanken verschwinden schnell wieder. Sie haben in dieser Phase ihren Dienst getan.

51.37 Minuten sind gelaufen. Noch 1 Km. Jetzt nur gleichmäßig durchlaufen. Ich bin am Limit. Die Umgebung wird zu einem unwirklichen Film. Dann vor mir der Sportplatz. Jetzt ein scharfer Linksknick. Noch diese eine Runde auf dem Rasen. Das macht die Beine noch schwerer. Diese Sportplatzrunde ist ein psychologischer Hammer. Erst eine „lange“ Gerade. Dann eine „lange“ Kurve. Und dann noch eine „lange“ Gerade. Das alles sichtbar vor den Augen. Nicht schlapp machen, nichts verschenken. Dafür bist du jetzt schon zu lange gelaufen.

Über den Lautsprecher höre ich meinen Namen: „Dietmar Schramm aus Recklinghausen.“ „Ist völlig kaputt, aber gleich im Ziel“, hätte ich noch schnaufend ergänzen können. Und dann ist es soweit. Ich stoppe: 57:16 Minuten. Das ist grandios. Zwar hatte ich es mir vorher zugetraut. Aber grau ist die Theorie. Jetzt habe ich es auch gelaufen. Für einen Moment bin ich richtig fertig und möchte mich auf den Rasen knallen. Habe aber Angst vor „erste Hilfe“ und bleibe stehen. Ich bekomme einen Becher mit irgend so einem Getränk gereicht. Wasser ist es nicht. Aber nach dem 2. Becher geht es mir wieder prima. Ich grinse wie ein Honigkuchenpferd, als hätte ich sonst was gewonnen.

Später gibt’s die Urkunde: 57:24 Minuten (brutto). Dann noch 2 Bilder zu je 3 Euro, kurz vor dem Ziel geschossen. Da war ich schon in der „Knautschzone“. Egal oder gerade deshalb so schön. Habe mir mein Geschenk „abgeholt“. Diesen Geburtstag werde ich wohl nicht mehr vergessen.

Montag, 7. Juli 2008

Und ab durch die Maisfelder



Die Getreideernte ist in vollem Gange. Auch daran sieht man wie das Jahr seinen Lauf nimmt. Bei meinen Läufen am Wochenende herrschte auf den Feldern hektische Betriebsamkeit. Gelegentlich bekam ich da auch mal ein Problem. Wenn mir zum Beispiel ein Mähdrescher auf dem schmalen Wirtschaftsweg entgegenkam. Hat mich einige Sekunden gekostet. Aber wer legt sich schon gerne mit Treckern und Mähdreschern an. Die Bauern werden gewusst haben warum sie sich so beeilt haben. Das Wetter ist jetzt unbeständig. Der Mais hat einen richtigen Schuss in die Höhe gemacht und wird mich noch einige Wochen begleiten.

Letzte Woche habe ich nur 3 Laufeinheiten geschafft mit gut 27 Km. Aber für meine Verhältnisse ganz flott (6:04 Min./Km). Demnächst werde ich wieder längere Strecken laufen (müssen) und entsprechend langsamer. In der Woche sind auch noch 65 km auf dem Rad zusammengekommen.

Herzlich willkommen!


John, geb. 05.07.2008 um „fünf nach zwölf“
50 cm groß, 3020 g schwer

Freu mich!

Freitag, 4. Juli 2008

Der Grenzerkundungs-lauf geht weiter

Das halbe Jahr ist schon gelaufen. Gegen die Uhr kommt man einfach nicht an. Beim Laufen und auch sonst nicht. 1.120 Km sind in den ersten 6 Monaten zusammengekommen. Dafür habe ich gebraucht: 5 Tage, 9 Stunden, 52 Minuten und 9 Sekunden. 91-mal war ich laufen. Das sind pro Trainingseinheit gut 12,3 Km. Eine ganzer Reihe ernsthafter Tests bei Veranstaltungen waren dabei: 1-mal Marathon; 2- Mal Halbmarathon; 1-Mal 15 Km; 2-Mal 10 Km; 1-Mal 5 Km und 2 Crossläufe über 4 und 7 Km. Bestzeiten beim Marathon, bei beiden Halbmarathons, den 15 und 5 Km. Jede Menge Spaß hat es gemacht. Und mich in vielerlei Hinsicht weiter gebracht.

Mal sehen was das 2. Halbjahr bringt. Der Grenzerkundungslauf geht weiter. Soweit die Füße tragen.

Gesundheit? Danke!

Anfang der Woche hat es mich erwischt. Zahnschmerzen, dicke Backe. Außerdem erhöhte Temperatur, Schüttelfrost, Schwächegefühl, leichte Gliederschmerzen. Ob Zahnschmerzen und das „andere“ in einem Zusammenhang standen, weiß ich nicht. Jedenfalls machte sich sofort Krisenstimmung breit. Ist es was Ernst- und Dauerhaftes? Man weiß doch nie wie lange man gesund bleibt. Man kann sich vernünftig verhalten und etwas dafür tun. Aber eine Gewähr gibt es nicht. So gesehen ist Gesundheit ein Geschenk. Es kann jederzeit zurück genommen werden.

Jedenfalls war ich für 3 Tage außer Gefecht gesetzt. Am 3. Tag trat aber schon eine Besserung ein. Gestern Abend bin ich dann wieder gelaufen. Es stand ein Intervalltraining an: 5 mal 1 Km. Es regnete ziemlich ergiebig. Normalerweise macht mir das wenig, besonders bei langen und gleichmäßigen Läufen. Der Regen wird dann stoisch uns als unabwendbar hingenommen. Beim Intervalltraining ist es anders. Man wird stark gefordert und es die Laufpausen. Da nervt der Regen. So auch gestern. Und dann noch die Ungewissheit: Bist du wirklich fit? Nach dem Einlaufen fühlte ich noch etwas Schwäche und Zweifel. Doch dann habe ich es durchgezogen und es lief unerwartet gut. 5:19 Min pro Kilometer. Vielleicht schneller als sinnvoll für meine Verhältnisse. Aber als ich einmal angefangen hatte wollte ich es nicht mehr anders. Insgesamt bin ich etwas über 10 Km gelaufen. Der Regen störte dann immer weniger. Gut, es war eine merkwürdige Mischung aus Schweiß und Wasser, die ich mir immer wieder aus dem Gesicht wischen musste.

Alle Befürchtungen waren wohl unbegründet. Auch am Tag danach gibt es keine bösen Nachwirkungen.

Montag, 30. Juni 2008

Kopf- und Laufsache

Das erste Tageslicht schleicht sich durch die Jalusie. Langsam fängt das Gehirn an zu arbeiten. „Sonntag! Laufen!“ Ich schleiche mich aus dem Schlafzimmer. Die Küchenuhr zeigt 4:45 Uhr. „Boach. Was bin ich müde.“ Der Körper fühlt sich noch ziemlich eingerostet an. Einen Augenblick darf ich mir noch gönnen. Ich habe jetzt so gar keine Lust raus zu gehen und schaffe es bis auf die Couch. Nach einer knappen Stunde „Bedenkzeit“ raffe ich mich auf. Innerlich fange ich an zu verhandeln. „Müssen es denn heute wirklich
22 Kilometer sein?“ Ich trete vor die Haustür. „Ist das frisch!“ Normalerweise genieße ich die kühle Morgenluft. Heute Morgen lässt sie mich nur frösteln. Ich trotte zur Garage. Denn ich brauche das Auto an der Strecke als Getränkestation. Ich fahre die wenigen hundert Meter bis in die Nähe meines Startpunktes.

Auf geht’s! 7:20 Minuten für den ersten Kilometer. So langsam bin ich schon lange nicht mehr gelaufen. Aber schließlich habe ich auch einen langen Weg vor mir. Die Sonne zeigt sich schon deutlich am Morgenhimmel. Warm ist es trotzdem noch nicht. Ich schaue mir rechts und links meines Weges die Felder an. Insbesondere der Mais hat in den letzten Tagen einen Schuss in die Höhe gemacht. Ich scheuche mehrere Kaninchen auf. Mir fällt die Geschichte vom Hasen und dem Igel ein. Ich werde nach meinem Gefühl selbst der Rolle des langsamen Igels nicht gerecht.

In der 2. Runde sehe ich wie das Mädchen der Bauerfamilie zwei Pferde auf die Weide bringt. Ich schaue den leichten Anstieg hinauf. Auch der Wind ist stärker geworden und es ist kalt. Ich sehe die Pferde und wünsche mir selbst in dem Augenblick eine Pferdelunge. Wenn die Pferde so schnaufen würden wie ich, dann würden sie wahrscheinlich notgeschlachtet. Dabei laufe ich noch schön langsam, so um die 7 Minuten für den Kilometer. Aber ich habe immer noch nicht das richtige Laufgefühl. Der Wind wir immer ungemütlicher, besonders wo es keinen Windschutz gibt. Drei gelbe Müllsäcke am der Straßenrand haben sich selbständig gemacht. Sie wandern im Laufe meiner Runden bis auf den gegenüberliegenden Bürgersteig. Langsam tauchen auch die ersten Hunde auf, die ihre Herrchen oder Weibchen zu einem frühen Spaziergang nötigen. Kurz vor Ende der 2. Runde schlägt die Kirchenuhr sieben. . Noch 2 Stunden laufen. Ich will nicht daran denken. Kopfarbeit ist gefragt.

Nach neuneinhalb Kilometer gibt’s für mich den ersten Becher Wasser. Ich laufe bisher einen Schnitt von etwas über 7 Minuten. Ein bisschen schneller darf ich schon noch. Ich versuche kontrolliert schneller zu werden. Nach der 4. Runde kommt leichter Optimismus auf. Nur noch drei Runden! Ich beschließe, dass ich mich jetzt nicht mehr klein kriegen lasse. Nach der 5. Runde gibt es den 2. Und letzten Becher Wasser. So, jetzt kann ich es auf den letzten beiden Runden ungebremst weiter gehen. Prompt wird der nächste Kilometer deutlich zu schnell: 6:30 Min./Km. Ich nehme mir vor mich doch etwas zu zügeln. Am Ende der vorletzten Runde lese ich 2:09:31 Stunden. Wenn ich jetzt noch mal etwas Gas gebe, dann komme ich auf 2:30 Sunden. Mich packt der Ehrgeiz und ich hole den Rest aus mir raus. Jetzt zählt nicht mehr das Durchhalten. Jetzt zählt die Zeit. Ich freue mich, dass es noch so gut geht. Die Halbmarathonlinie schaffe ich mit 2:21:54 Sunden. Noch ein guter Kilometer. Jetzt muss alles raus. Nach 22,3 Km bin ich in 2:28:46 Stunden im Ziel. Die letzten gut 3 Km mit einem Schnitt von 6:03 Min./Km. Nach einem sehr zähen Beginn wurde es noch ein gelungener Trainingslauf.

letzte Woche: 52,6 Laufkilometer in 6:32 Min./Km

Mittwoch, 25. Juni 2008

Neue Herausforderungen



Auf meiner neuen Stelle in der Führerscheinstelle für den Kreis Recklinghausen bin ich inzwischen angekommen. Nach der ersten Woche sehe ich eine spannende, abwechslungsreiche und durchaus anspruchsvolle Herausforderung, die ich angenommen habe. Mein Lauftraining ist insoweit betroffen, als ich in der Woche sicher nicht mehr wie bisher vor der Arbeit laufen kann. Ich fange um 7.00 Uhr mit der Arbeit an und habe eine deutlich weitere Anfahrt als bisher. Da ist es selbst für einen Frühaufsteher nicht mehr machbar vorher auch noch laufen zu gehen. Da wird dann eben in der Woche abends gelaufen. Bei den derzeit langen Tagen ist das sowie so kein Problem. Ein bis zweimal die Woche versuche ich mit dem Rad zur Arbeit zu fahren. Eine Strecke sind 14 Km. Eine schöne Ergänzung zum Lauftraining. Allerdings muss ich doch darauf achten, dass die Regeneration nach dem Lauftraining nicht beeinträchtigt wird.

Am Sonntagmorgen habe ich wieder erstmals nach dem letzten Marathon einen etwas längeren Lauf gemacht. Gut 19 Km in 6:44 Minuten pro Kilometer. Es war schon in der Frühe ziemlich schwül und als ich gegen halb neun wieder zu Hause war zeigte das Thermometer schon fast 25 Grad. Ich habe getropft wie ein nasser Schwamm. Tauwetter für Dicke. Aber es hat Spaß gemacht und mir gezeigt, dass ich schon wieder ganz gut dabei bin. Nächstes Ziel ist die Teilnahme an einem 10 Km Lauf Mitte Juli. Danach kommt schon wieder der Einstieg ins Marathontraining. Derzeit trainiere ich aber noch etwas Tempo. Gestern stand ein Intervalltraining an. 5 mal 1,2 Km in 5:29 Min./Km.

In der letzten Woche sind zusammen gekommen:

34,9 Km laufen
64 Km auf dem Rad (Alltagsfahrten, kein besonderes Training)
einmal Fitness-Studio

Mittwoch, 18. Juni 2008

Nix zu machen

Mein 5 Km – Lauf beim Tengelmannlauf in Mühlheim .

Ziel: 27:39 Minuten zu unterbieten.

Warum? Weil das die Zeit ist, die ich bei meinem ersten offiziellen 5 Km Lauf erzielt habe.

Wann? Am 31.12.1988!

Meine 5 Km – Zeiten in meinem zweiten Läuferleben:

2006: 28:05

2007: 28:30 und 30:50

So stehe ich am Start. Direkt hinter mir die Walker und die Nordic-Walker. Ganz schön voll ist es am Start. Schulter an Schulter. Hoffentlich komme ich hier gut weg. Der Startschuss setzt auch den hinteren Teil des Feldes in Gang. Mit Verzögerung, versteht sich. Die Startlinie ist überschritten. Es ist eindeutig zu langsam, wenn ich meine Zielzeit nicht aus den Augen verlieren will. Und so suche ich Lücken im Feld. Mit kurzen Beschleunigungen und einem Zick-Zack-Kurs versuche ich Sekunden herauszuholen. Das kostet Kraft und ist auch nicht ohne Risiko. Aber es geht gut. Ich ecke nirgends an.

Das erste Km-Schild: 5:42 Minuten. Ich brauche einen Schnitt von etwas über 5:30 Minuten. Ich weiß wie schwer es ist 10 Sekunden gut zu machen. Und will damit gleich anfangen. Doch bald beginnt ein Anstieg und der Weg wird so schmal, dass nur wenige Läufer nebeneinander passen. Vor mir ist es wie eine Mauer. So als ob sie sagen wollte: „Du kommst da nicht rein“. Und wenn ich ehrlich bin braucht der Anstieg auch ordentlich Puste. Ob ich wirklich schneller wäre, wenn Platz da wäre?

11:32 Minuten nach dem zweiten Kilometer. „Nix zu machen“, denke ich. Und meine damit meine Zielzeit. Das wären ja schon fast 30 Sekunden, die ich aufholen müsste. Was tun? Weiterlaufen und sich nicht blamieren. Ich laufe ohne große Erwartungen weiter. Versuche aber auch nicht noch langsamer zu werden. Werde ich aber. 17:26 Minuten bei Kilometer 3.

Was mich jetzt noch antreibt? Wenigstens nur noch 2 Km. Das Ende ist nahe. Es geht jetzt abwärts. Lange Schritte und es ist natürlich leichter als beim Anstieg. Deutlich schneller und mal gucken wieweit ich damit komme. Schon das Kilometerschild 4. 22:26 Minuten. Huch, das wären ja glatte 5 Minuten für den letzten Kilometer. Das gleiche noch mal. Ich spüre einen Hauch von Übelkeit. Ist aber gleich wieder weg. Also weiter. Ein lächerlicher Kilometer. Ich puste und schnaufe, wahrscheinlich wie eine alte Dampflokomotive. Ich schaue auf die Uhr 25 Minuten sind gelaufen. Aber wieweit ist es noch. Weiß nicht. Aber nicht mehr lange? Jetzt noch einmal alles geben. Wenn ich nicht mehr kann, dann werde ich ebnen wieder langsam laufen. Der Lautsprecher im Zielbereich ist zu hören. Also weiter. Da sehe ich den Zielbogen. Blick auf die Uhr. Ich habe noch ein paar Sekunden bis zu meiner Zielzeit. Aber das ist wohl nicht machbar. Ich kann ja nicht fliegen. Trotzdem, wie von einer Tarantel gestochen laufe ich weiter, lasse mich auf ein Wettrennen mit einem Mitläufer ein. Kurz vor der Ziellinie muss er passen. Ja gibt’s denn das? Ich bin durch. 27:36 Minuten. Ja gibt’s denn das? Noch größer als die Freude ist der Sauerstoffmangel. Ich schaffe mehr stolpernd noch einige Meter bist zu einem Rasenstück und setze mich und lehne mich an einem Zaun an. Ich hänge sozusagen im Zaun. Wenig später steckt mir ein Helfer einen Becher mit Wasser zu. Eine Prise Luft wäre mir in dem Augenblick noch lieber gewesen. Aber bald geht es wieder.

Ich hole mir die Urkunde ab. Will wissen ob es offiziell ist, was ich da gestoppt habe. Ich lese 27:36 Minuten. Das passt wie angegossen.

Zuhause krame ich die alten Urkunden aus den 80er und 90er Jahren. Die älteste eben von 1988. 27:39 lese ich da. Und lege die neue Urkunde daneben. Das geht runter. Ja, ja. Bei den anderen Silvesterläufen war ich schneller. Aber nicht viel. Bestzeit war 25:46 Minuten. Ich denke kurz nach und in meinem Kopf fängt es an zu spinnen. Bis sich mein Ego meldet: „Nix zu machen.“

Samstag, 14. Juni 2008

Keine Zeit!


Gerade noch Zeit zum Laufen; aber zur Zeit keine Zeit zum Schreiben. Beruflich im Umbruch. Und auch privat habe ich einiges wegzutragen.

Training läuft schon wieder ganz gut. In der letzten Woche in 4 Trainingseinheiten fast 48 Km gelaufen. Außerdem über 100 Km Rad gefahren (aber nicht als richtiges Training). In dieser Woche bisher zwei Mal gelaufen.

Morgen gibt es ein Experiment. Ich starte beim Tengelmannlauf in Mühlheim a.d.R. über 5 Km und versuche eine Zeit zu laufen, die ich vor knapp 20 Jahren gelaufen bin (27:39 Min.)

Freitag, 6. Juni 2008

Befreiungslauf

Nachts die Wände hoch. Der Kopf platzt gleich. Vor fünf reicht es dann. Runter von der Couch, auf die ich schon gewechselt war. Laufsachen an, runter in die Garage und ab in die Haard. Ums Dorf laufen will ich jetzt nicht. Irgendwas anderes muss es jetzt sein.

Auf dem Parkplatz vor Mutter Wehner scheuche ich mit dem Autoscheinwerfer ein Kaninchen auf. Noch vor Sonnenaufgang geht es los. Langsam, kein Stress, mit wem und was auch immer. Auch nicht mit mir selbst. Die Dämmerung löst sich schnell auf. Die ersten Sonnenstrahlen brechen durch die Bäume. Es ist angenehm frisch. Zeit sich zu sortieren, Gedanken loszulassen. Wie schnell das doch geht, wenn man erst mal losläuft. Keine Zeit und kein Ziel jagen mich, auch wenn die Stoppuhr läuft; das ist automatisiert und gut fürs Laufbuch. Im Moment aber nicht wichtig.

Am Wegrand türmen sich Holzstapel. An der Kreuzung zu St. Johannes ist eine Menge Schotter und entsprechende Baufahrzeuge vorgefahren. Der RVR liefert einen Beweis seiner Existenzberechtigung. Hoffentlich übertreiben sie es nicht. An einem Seitenweg belädt sich ein Fahrzeug mit Holz. Also um es genau zusagen, jemand bedient die Maschine. Noch ein Frühaufsteher also.

Meine Gedankenflut hat sich schon fast in Luft aufgelöst. Jetzt geht es den 700 Meter langen Anstieg hinauf zum Feuerwachturm. Der Puls geht nach oben. Der Atem ist schneller als die Beine. Das gibt den Gedanken den Rest. Doch ich komme erstaunlich gut nach oben. Ich fühle mich gut in Form. Am Feuerwachturm wenden und wieder zurück. Das Steilstück runter. Jetzt habe ich den Kopf wieder frei und es geht jetzt doch noch ums bloße Laufen. Für die letzten 4 Km nehme ich mir vor es zügig angehen zu lassen. Erst ein kleiner Anstieg. Dann geht es etlicher hundert Meter mit einem kleinen Gefälle weiter. Das genieße ich jetzt und lasse die Beine sich richtig austoben.

Durch die geöffnete Schranke und dann noch runter bis Mutter Wehner. Nach etwas mehr als 75 Minuten bin ich wie neu gemacht. Das ist Laufen!

Donnerstag, 5. Juni 2008

Ein Bild spricht Bände


Jetzt gibt es doch noch ein Bild von meinem Karstadt-Marathon. Ein freundlicher Kollege von unserem Personalrat stand an der Strecke und hat mich fotografisch eingefangen. Freu mich, denn ich war nicht bereit die 19,95 Euro für ein „offizielles“ Veranstaltungsfoto zu berappen. Das ist ja der reinste Wucher. Das Foto wurde in Herne, Wanne-Eickel aufgenommen. Es muss kurz nach der Getränkestation bei 22,5 Km entstanden sein. Es gibt sehr schön die Situation wieder. Mehr als 22 Km in den Beinen und noch fast 20 Km vor der Brust. Kein Sonntagsspaziergang eben. Mit den Kräften noch nicht am Ende, aber schon sehr anstrengend. Körperlich aber auch mental. Am Streckenrand in diesem Abschnitt war es ziemlich ruhig. Kein geschlossenes Läuferfeld; die Läufer versprengt und jeder hat mit sich selbst genug zu tun. Die karge Häuserfront und die weggeworfenen Becher auf der Straße symbolisieren so etwas die Stimmung zu dem Zeitpunkt. Im Gesicht zeichnen sich die ersten Spuren des Laufes. Wenn ich mich da wieder rein versetze, dann bekomme ich schon eine Gänsehaut.

Das Training in der letzten Woche war immer noch von der Regeneration nach dem Marathon bestimmt. Noch nicht so viele Kilometer; 3 Läufe, insgesamt 25,2 Km. Aber zweimal im Fitnessstudio und einmal Krafttraining zu Hause. In dieser Woche aber schon zweimal gelaufen und dabei gestern das erste harte Intervalltraining. 8 mal 600 m in 5:25 Min./Km. Was habe ich geschwitzt.

Dienstag, 27. Mai 2008

Neue Ziele



„Nach dem Marathon ist vor dem Marathon“, so eine Läuferweisheit. Irgendwie eine Phrase, aber doch auch richtig. Nachdem der Karstadt-Marathon super für mich gelaufen ist, war die Entscheidung „es“ ein weiteres Mal in Angriff zu nehmen fast zwangsläufig. Ziele braucht der Mensch. Optional ist der RWE-Marathon am 12. Oktober um den Baldeneysee in Essen. Der Termin liegt relativ weit hinten; es ist als genügend Zeit zur Vorbereitung. Die Jahreszeit scheint günstig. Die Strecke ist flach. Die Bedingungen des Veranstalters sind vergleichsweise äußerst fair. Ich kann mich noch 14 Tage vor der Veranstaltung für 35 Euro anmelden. Aber auch der Weg ist das Ziel. Ich werde demnächst einen 10 Km-Trainingsplan starten, dann in ein verkürztes Halbmarathon-Training übergehen und nach und nach in das eigentliche Marathontraining einsteigen. Klar werde ich versuchen meine Zeit noch zu verbessern. Vielleicht ist ja eine Zeit unter 4:45 Stunden drin, wenn alles passt. Ich werde das in den 3 Trainingsphasen abklopfen.

Die ersten beiden kleineren Läufe habe ich schon wieder hinter mir. Der erste Lauf fünf Tage nach dem Marathon. Ich hatte noch sehr die 42 Km in den Beinen, auch wenn ich natürlich schmerzfrei losgelaufen bin. Bald merkte ich aber ein leichtes ziehen im linken Oberschenkel und überhaupt lief es sehr unrund. Habe die Trainingseinheit nicht abgebrochen. Bin so eine Stunde durchgelaufen. Danach ging 2 Tage nichts mehr. Hatte schon schlimme Befürchtungen, dass die Muskulatur einen richtigen Knacks bekommen haben könnte. Ist aber alles in Ordnung. Habe heute Morgen problemlos einen 45 minütigen Lauf gemacht. Ist also so gerade noch mal gut gegangen.

Am vergangenen Wochenende habe ich mein neues Ziel in Augenschein genommen. Na ja, den Baldeneysee kannte ich vorher auch schon. Habe ja sogar vor Jahren mal den See mit dem Fahrrad umrundet.

Montag, 19. Mai 2008

Mein 3. Marathon - Einfach nur ein geiler Lauf!

Die Fakten:

42,195 Km von Dortmund über Bochum, Herne, Gelsenkirchen nach Essen

Zeit: 4 Stunden 49 Minuten 41 Sekunden
Schnitt: 6:52 Minuten pro Kilometer

1. Hälfte: 2:24:38 Minuten

2. Hälfte: 2:25:03 Minuten (nur 25 Sekunden langsamer)

Die ersten 10 Km in 1:10:09 Stunden

Kilometer 30 – 40 in 1:09:28 Stunden

Dabei von 30 Km – 35 Km in 33:01 Minuten
35 – 40 Km in 36:27 Minuten

zum Vergleich die ersten 5 Km: 34:26 Minuten


Und so war es:

Freitag die Startunterlagen aus der Messehalle in Essen abgeholt. Mehr humpelnd als gehend. Klar, in 2 Tagen will ich ja auch Marathon laufen. Einen Kleiderbeutel gebe ich mit meinen Wechelsachen ab, die ich nach dem Lauf anziehen will. Damit steht fest, ich muss am Sonntag nach Essen um meine Sachen abzuholen. Auf welchem Weg ist aber völlig unklar.

Samstag, meine Wade zwickt bei leichten Belastungen immer noch. Ich würde keinen Euro darauf setzten, dass ich morgen einen Marathon laufen werde.

Sonntagmorgen um viertel nach sechs klingelt der Wecker. Ich bin schon seit einer Stunde wach. Meiner Wade geht es fast gut. Bei leichten Auflockerungsübungen spüre ich nur noch ganz wenig. Ist das noch eine restliche Verkrampfung oder ist es eine Muskelverletzung? Ich werde es riskieren. Zum Frühstück bekomme ich nur 2 kleine Brötchen mit Honig runter. Ich habe mich vor allem am Vortag mit Kohlehydraten zugeknallt. Abends habe ich mir noch eine riesige Nudelpfanne gemacht. Davon hätten auch 3 Leute satt werden können.

Auf nach Dortmund. Auf dem Bahnhof in Dorstfeld treffe ich die Leiterin unseres Gesundheitsamtes. Sie läuft den HM von Dortmund nach Herne. Am Start. Es sind ideale Wetterbedingungen. Kühl und trocken. Es geht los. Vor mir auch einige Walker und Nordic Walker. Warum ordnen die sich nicht richtig am Ende des Feldes ein? Hilft nichts. Man muss dran vorbei. Und es geht trotz des riesigen Läuferfeldes ganz gut.

6:51 Minuten für den 1. Kilometer. Ich wollte sehr verhalten beginnen. Das ist fast schon zu gut, aber ist noch akzeptabel. Der 2. Kilometer geht in 7:03 Minuten. Das wiederum ist mir wieder ein paar Sekunden zu langsam. Es ist gar nicht so leicht ganz gleichmäßig zu laufen. Insbesondere wenn so viele Läufer um einen herum sind. Die nehme ich allerdings nur wie im Film wahr. Ich bin ganz auf meinen eigenen Lauf fixiert. 5 Km in 34:26 Minuten. So habe ich mir das Idealerweise vorgestellt. Dann kommt die erste Getränkestation. Es ist kühl. Flüssigkeitsbedarf verspüre ich nicht.

Meine linke Wade meldet sich nicht. Ich horche auf den ersten Kilometern immer wieder rein. Spüre aber nichts. Echt Schwein gehabt. Irgendwo bei Kilometer 8 gibt es einen Anstieg. Nicht steil aber lang gezogen. Ich will mit wenig Kraftaufwand hoch. Und verliere Zeit dabei, so etwa 30 Sekunden. Bloß keine Panik und keinen „Zwischenspurt“. Der Weg ist noch so lang.

1:10:09 Stunden bei der 10 Km – Marke. Da habe ich vernünftigerweise verhalten angefangen. 7:01 Min./Km im Schnitt sind in Ordnung. Wenn ich aber jetzt das Ziel unter 5 Stunden zu bleiben nicht gefährden will, dann muss ich ein ganz klein wenig schneller werden. Zwar liegt der Schnitt für eine Zeit von 5 Stunden bei 7:05 Minuten. Bei den Anstiegen in Essen ab 35 Km werde ich aber an Zeit verlieren. Da brauche ich ein kleines Polster, ohne dass ich mich jetzt verausgabe. Ich versuche also immer etwas unter 7 Minuten pro Kilometer zu bleiben. Das geht in dieser Phase natürlich auch noch problemlos.

Die Stimmung an der Strecke ist grandios. Es gibt Passagen, da ist es ein richtiges Gänsehautgefühl. Bei 15 Km nehme ich das erste PowerGel zu mir. Ganz bewusst schon jetzt. Wenn der Akku leer ist, dann wäre es schon zu spät.

In Herne ist richtig was los, als es auf die letzten Kilometer für die Halbmarathon-Läufer geht. Einige von denen schwächeln aber schon ein wenig und ich kann „überholen“. Da muss man aufpassen, dass man nicht schneller wird und Kraft verbraucht, die am Ende fehlt. Dann trennen sich die Wege. Die Halbmarathon-Läufer biegen scharf nach rechts ab. Für die Marathonis geht es geradeaus weiter. Es wird ruhig. Nur noch wenig Läufer auf der Strecke in Richtung Essen. Und auch zuschauermäßig wir es erstmal etwas dünner. Das kenne ich schon aus dem vergangenen Jahr. Bei 20 Km schiebe ich mir das 2. PowerGel rein.

Der 1. Halbmarathon-Abschnitt ist für mich erreicht. 2:24:38 Stunden. Das ist ein Schnitt von 6:51 Min./Km. Für die letzten 11,1 Km nach den ersten 10 Km: 6:43 Min./Km. Das ich dermaßen zugelegt habe war mir in dem Augenblick nicht klar.

Auch in Gelsenkirchen ist die Stimmung gut. Deutlich besser als vor einem Jahr, als die Kicker von Gazprom am Vortag in Dortmund ihre Meisterschaft endgültig vergeigt hatten. Am Streckenrand wird jetzt eine Gruppe Blauweißer laut: „Schalke!“ – „04!“ Also nichts wie weg hier.

So langsam merke ich dass ich Marathon laufe. Ich spüre zwar noch keine Schwäche. Doch die Beine merke ich langsam schon. Jetzt geht der Lauf erst richt los. Es wird immer anstrengender. Jetzt ist es ein richtiger Marathon. Jetzt heißt es zu kämpfen und sich durchzubeißen. Wenn es gut läuft, so hatte ich es mir vorgestellt, dann wollte ich bis 35 Km ein ordentlich gleichmäßiges Tempo laufen. Mit der Aussicht, dass ich auch dann noch unter 5 Stunden bleibe, wenn ich auf den letzten 7,195 Km deutlich langsamer werde. Dazu müsste ich bei 35 Km eine Zeit von etwa 4 Stunden haben. Doch noch ist es nicht soweit. Erst kommt bei Km 29 der Come-Together-Point. Die Läufer, die in Oberhausen gestartet sind stoßen auf unsere Strecke (oder umgekehrt). Dann endlich die 30 Km: 3:24:07 Stunden. Das ist ein Schnitt von 6:48 Min. für den Km. Und für den Abschnitt von Halbmarathon bis 30 Km sind es 6:41 Min./Km.

Jetzt geht es an die Reserven. Zuerst zwickt es im rechten Oberschenkel; 2 Km später auch im linken. Danach in der rechten Wade. Nur die linke Wade mit dem nächtlichen Krampf vor 2 Tagen sagt keinen Mucks. Ich versuche immer noch kontrolliert locker zu laufen und dabei das Tempo zu halten. Jetzt nur keinen falschen Schritt, bei dem sich die angespannte Muskulatur verkrampft oder gar zerrt. Die Anstrengung spüre ich jetzt auch im Gesicht. Auch die Zuschauer in Essen feuern die Läufer ganz hervorragend an. Doch fällt es mir zunehmend schwerer mich darauf einzulassen. Anderen Läufern geht es wesentlich schlechter. Ich bin jetzt ein bisschen auf der Überholspur.

35 Km in 3:57:08 Stunden. Die Marke ist geschafft. Deutlich schneller als die maximal erhofften 4 Stunden. Für diese letzten 5 Km brauche ich 34:27 Minuten. Das ist bis auf eine Sekunde die Zeit der ersten 5 Km. Damit habe ich mein „Soll“ erfüllt. Ich schaffe die 5 Stunden. Aber die letzten 7,195 Km werden hart. Jetzt kommt das härteste Stück. 35 Km in den Beinen und die bei den Läufern gefürchteten Anstiege in Essen.

Erstmal kommt aber die Verpflegungsstation nach 35 Km. Mein letztes Powergel ist fällig. Ich suche in meinem Gürtel. Werde beim ersten und zweiten Versuch in irgendwelchen Taschen nicht fündig. Habe keine Lust weiter zu suchen. Ich bin jetzt auch mental nicht mehr frisch. Ich ergreife aber ein Stück Banane und kippe einen Becher Wasser hinterher. Wenn ich irgendwo Zeit verschenkt habe, dann war es diese Stelle. 10 Sekunden mögen es gewesen sein. Aber das ist auch im nach hinein zu verschmerzen.

Und dann kommen die Anstiege. Dafür dass ich so kaputt bin geht es eigentlich noch. Ich komme ganz gut rauf. Aber auch ich habe jetzt einige Geheinlagen. Aber ich versuche diese möglichst kurz zu halten. Die Zeit bei 40 Km zeigt, dass mir das erstaunlich gut gelingt. 36:43 Min. von 35 – 40 Km; das ist ein Schnitt von 7:21 Min./Km.

Noch 2,195 Km. Jetzt gibt es eine Situation, die mich völlig unvorbereitet trifft. Kurz vor mir biegen schnellere Läufer auf die Strecke. Es sind Schüler, wie ich bald registriere. Die Laufen irgendeine kurze Distanz und haben im Vergleich zu uns Marathonläufern, die mehr oder weniger fertig sind, ein „mordsmäßiges“ Tempo drauf. Und es sind viele sehr viele. Sie fallen fast wie eine Heuschreckenplage über uns her. Das ist nicht lustig und wegen diverser Überholmanöver auch nicht ganz problemfrei. Sie laufen mit uns Marathonläufer über die gleiche Ziellinie. Das verhagelt doch etwas den eigenen Zieleinlauf.

Trotzdem! Die letzten gut 2 Km versuche ich so gut wie es die Umstände und der eigenen Zustand erlauben zu genießen. Ich kriege noch ansatzweise einen ordentlichen Endlauf hin und versuche mir die Anstrengungen und letztendlich die Qualen nicht anmerken zu lassen. Die letzten 30 m reiße ich die Arme hoch, laufe jubelnd durchs Ziel. Bin Happy ohne Ende als ich meine Zeit ablese.

Nach dem Zieleinlauf ein riesiges Gedränge verursacht durch die vielen Schüler. Es ist eine Atmosphäre wie in einem überdimensionierten Schulbus. Was hat sich der Veranstalter nur dabei gedacht das zeitlich so zu platzieren? Die Schüler hängen sich sogar die Plastikumhänge um, die eigentlich doch für die Marathonläufer vorgesehen sind, die sich über Stunden abgerackert haben. Auch um ein Getränk muss man richtig kämpfen. Liebe Veranstalter des Karstadt-Marathons, schade, dass eine an sich großartige Veranstaltung zum Schluss doch noch etwas eingetrübt wird.

Schließlich bekomme ich aber meine Medaille und dann endlich gibt es einen abgegrenzten Bereich für die Marathonläufer. Ich hole mir mein Finisher-Shirt ab. Und dann ist meine kurze Verärgerung auch ganz schnell wieder verschwunden.

Es war ein echter Grenzlauf. Ich habe alles aus mir raus geholt. Bin gleichmäßig gelaufen und hatte auch zum Schluss keinen Einbruch. Ich bin 30 Minuten schneller gewesen als vor einem Jahr!!! Ich muss also gut trainiert haben und es kann nicht alles falsch gewesen sein.

Am Tag danach spüre ich in den Beinen einen ordentlichen Muskelkater und bin für jeden Fahrstuhl dankbar. Aber das wird sich ganz schnell geben. Was bleibt ist ein Eindruck von einer tollen Veranstaltung und einem geilen Lauf.